IN DER WEITE KARELIENSTotale Sonnenfinsternis am 22.07.1990IMPRESSUM EMAIL-KONTAKT © Sonnenfinsternis.org 2010, all rights reserved |
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DIE SONNENFINSTERNIS AM 22.07.1990 IM RÜCKBLICKAm 22.07.1990 bot sich Mitteleuropäern die Chance, eine Totale Sonnenfinsternis praktisch vor der Haustür zu erleben, nämlich in Südfinnland. Zwar waren die Bedingungen äußerst ungünstig, denn die SoFi fand unmittelbar nach Sonnenaufgang knapp über dem Horizont statt. Doch da die Finsterniszone ansonsten über Nordsibirien und den Nordpazifik verlief, gab es im Grunde genommen keine ernsthaften Alternativen zum finnischen Teil Kareliens. Einige Gruppen setzten angesichts der hohen Bewölkungswahrscheinlichkeit allerdings gleich auf eine Beobachtung aus Reiseflughöhe. Und sie taten gut daran, denn am Boden bekam wegen einer weitgehend geschlossenen Wolkendecke kaum jemand die Schwarze Sonne zu sehen. Doch auch wer im Flugzeug saß, war nicht unbedingt auf der Gewinner-Seite. Zum einen gelangten einige der Flugzeuge nicht über die Wolken, weil sie nur in etwa 5000 m Höhe fliegen durften. Zum anderen war der Luftraum wegen der vielen SoFi-Flüge (in Helsinki starteten mindestens 9 Maschinen) so überfüllt, dass ein Flugzeug keine Starterlaubnis mehr bekam. Patrick Martinez, der einen wissenschaftlich ausgerichteten Beobachtungsflug unternahm, hatte solche Probleme vorhergesehen und deshalb nicht Helsinki, sondern Savonlinna als Abflugort gewählt.
Der Ansturm von Reisenden*, den Helsinki und Umgebung an jenem Juli-Tag erlebten, deutete bereits an, dass das Interesse an Sonnenfinsternis-Reisen in den mageren Jahren nach 1983 nicht nur erhalten geblieben war, sondern offenbar noch steigerungsfähig war. Neben ausgesprochenen Amateurastronomen gab es zudem jede Menge Sommerurlauber, die erst vor Ort zufällig von dem anstehenden Ereignis erfuhren. Der Autor des "Himmelsjahrs 1990" hatte das große touristische Interesse wohl geahnt, denn erstmals widmete das traditionsreiche Astro-Jahrbuch einer SoFi, von der in Deutschland nichts zu sehen war, ein Monatsthema, in dem u.a. auch auf klimatische Gegebenheiten eingegangen wurde. In der führenden deutschen Fachzeitschrift Sterne und Weltraum war dies schon seit längerem der Standard. * Bereits seit 1987 war in den USA und in Europa in astronomischen Zeitschriften auf diese SoFi hingewiesen worden. Die finnische astronomische Vereinigung URSA bereitete sich intensiv auf das Ereignis vor und bot ausländischen Interessenten frühzeitig sowohl eine Info-Broschüre als auch eine Straßenkarte mit dem Verlauf der Zentralzone an. Da Finnland ein gut erreichbares und sehr sicheres Reiseland ist, reisten deutsche Amateurastronomen erstmals in größerer Zahl individuell zu einer SoFi. Daneben waren auch wieder Gruppen unterwegs: so hatten Volkssternwarte und Volkshochschule in Hof eine Busreise nach Finnland organisiert, die rund 40 Teilnehmer fand. Ziel war Joensuu, das in der Zentralzone lag und zugleich Partnerstadt von Hof ist. Eine andere Reisegruppe unter der Leitung von Ekkehard Schmidt reiste von Nürnberg aus nach Norden. Diese Tour war die Geburtsstunde von Schmidt's bis heute bestehender Firma Wissenschaftreisen.
Noch ein anderer Akteur, der 11 Jahre später für Furore sorgen sollte, erscheint bei der SoFi 1990 erstmals auf der Szene. Der AUA-Pilot Max Schwendenwein flog von Wien aus mit einer gecharterten Fokker 50 in die Zentralzone, um die SoFi aus 7500m Höhe zu beobachten. An Bord waren etwa 40 österreichische Amateurastronomen, darunter auch bekannte Namen wie z.B. Wolfgang Vollmann. Kamen die Österreicher mit einer Maschine aus, so hatte der US-Reiseveranstalter Scientific Expeditions in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Sky & Telescope gleich 3 DC9 gechartert.
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