Totale Sonnenfinsternis - Eclipse - Kernschatten - 2013 - Bericht

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Ringförmig-Totale Sonnenfinsternis am 03.11.2013

Sonnenfinsternis 2013

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Frühzeitig war klar, dass ich nicht selber zur Sonnenfinsternis am 03.11.2013 reisen, sondern diese lediglich via Internet verfolgen würde. Im Frühjhar 2013 stellte sich dann heraus, dass just am Tag der SoFi, dem 03.11.2013, der alljährliche Tag der offenen Tür (TdoT) der Volkssternwarte Bonn, in der ich Mitglied bin, stattfinden sollte. Da dies zugleich der Auftakt der von mir mit geplanten Veranstaltungsreihe Kometenzeit in Bonn sein sollte, stand ich vor einem echten Dilemma. Angesichts der Tatsache, dass 40 unsere Kunden in Uganda unterwegs sein würden, um eben jene Finsternis selber zu erleben, war es klar, dass ich aus der Ferne so dicht wie möglich am Geschehen dran sein wollte. Andererseits lag mir natürlich auch die Kometenzeit am Herzen. Doch dann fand sich ein Ausweg: warum nicht die Sonnenfinsternis während der Veranstaltung der Volkssternwarte live auf einer Leinwand für das Publikum präsentieren? Diese Idee wurde von den Vereinskollegen begeistert aufgenommen und sollte sich als echter Publikumsmagnet erweisen.

Wie üblich wurden erst wenige Tage vor dem Ereignis einige geplante Livestreamings der Sonnenfinsternis bekannt gegeben. In der Nacht vor dem Ereignis kamen dann noch weitere hinzu, sodass 9 unterschiedliche Übertragungen aus Gabun, Uganda und Kenia zur Auswahl standen. Nachdem der TdoT um 10 Uhr begonnen hatte, schaute ich immer wieder nach aktuellen Meldungen aus der Finsterniszone. Insbesondere interessierten mich natürlich etwaige News von unserer Gruppe, welche von dem Astronomie-Journalisten Daniel Fischer fachkundlich begleitet und betreut wurde. Unsere Kunden verbrachten die Nacht vor dem Ereignis in verschiedenen Lodges im Murchison National Park. Dort gab es praktisch keine Internetverbindungen. Daniel gelang es dennoch, wenige Stunden vor der SoFi eine einzelne Nachricht via Twitter abzusetzen: "Using the laptop of a nice Ugandan photojournalist, greetings from near Pakwach, Uganda - where the #eclipse is 4.5 hours away and wx so-so.".

Als der Kernschatten bereits über den Atlantik zog, begann um kurz nach 14 Uhr in unserem Vortragssaal der einführende Finsternis-Vortrag von Stefan Erbschwendner (Argelander Institut für Astronomie der Uni Bonn). Währenddessen testete ich an meinem Netbook alle Livestreamings durch, doch lediglich ein japanisches Wetterportal hatte einen Feed aus Uganda, in dem ich zur Vorsicht gleich drin blieb. Kurzfristig hatte ich Verstärkung durch den bekannten Bonner Entertainer und Amateurastronomen Paul Hombach erhalten, der sich ganz begeistert von unserem Vorhaben zeigte. Paul versuchte seinerseits nun immer wieder, einem der anderen Livestreams ein aktuelles Bild zu entlocken - vergebens. Daher schloss ich, nachdem Stefan seinen Vortrag beendet hatte, mein Netbook an den Beamer an, während Paul weiter unverdrossen versuchte, andere Bilder zu bekommen.

Schlange vor der Tür Beginn des Public Viewings
Schlange vor der Tür / Blick in den Vortragssaal zu Beginn des Public Viewings (Fotos: Volkssternwarte Bonn).

Inzwischen war der Vortragsraum proppevoll, die Leute standen nicht nur bis zur Tüt dicht gedrängt, sondern auch noch vor selbiger. Da bereits am Vormittag viele Besucher nach der SoFi gefragt hatten, kam das nicht überraschend - zahlreiche Leute waren offenbar hauptsächlich wegen des Finsternis-Spektakels gekommen. Und denen wollten wir nun auch etwas bieten. Da der einzige funktionierende Feed aus Uganda am Ende der Finsterniszone kam, mussten wir bis zur Totalität noch 45 Minuten überbrücken. Einfach nur schweigend den dazu noch tonlosen Stream zu zeigen, wäre keine gute Idee gewesen. Also zogen Paul und ich wechselweise eine improvisierte Moderation auf, was ihm als Profi natürlich deutlich besser gelang als mir. Ich ging dafür zwischendurch einmal nach draußen. Die Sonne stand schon tief hinter nicht ganz dünnen hohen Wolken. Ein ganz seltsames Licht, fast wie bei einer partiellen Sonnenfinsternis, lag über dem Gelände der Sternwarte. Es war genau die passende Stimmung, und auch drinnen wuchs die Spannung fast so wie bei einer Beobachtung vor Ort. Zwischenzeitlich hakte der Webcast, was ich durch ein Refresh des Browsers beheben konnte, dann zogen Wolken durchs Bild. Würden wir die Totalität sehen können? Schmaler und schmaler wurde die Sonnensichel, während Paul weiter moderierte. Bald schob sich der Mond vor eine große Fleckengruppe am Sonnenrand. Erste Bailys Beads tauchten auf, die Sichel schrumpfte zusammen - und dann wurde das Bild dunkel. Nervös warteten wir ein paar Sekunden, bis der Kameramann endlich den Filter vom Objektiv gezogen hatte. Wir sahen den Diamantring - und dan stand die Schwarze Sonne in ganzer Pracht auf dem Bildschirm mit Korona, Chromosphäre und Protuberanzen. Ein flüchtiger Augenblick nur verging (in Wirklichkeit aber 11 Sekunden, wie ich später an Hand des Videos feststellte, welches ich während der entscheidenden Minuten drehte), bis erneut ein Diamantring erschien. Ein wahrhaft kurzes Vergnügen. Zum Glück filmte der uns unbekannte Kameramann nun einige Zeit ohne Filter weiter, sodass wir die innere Korona noch etwas länger sehen konnten. Schließlich tauchte ein schöner Perlschnureffekt auf, bevor der Filter wieder aufs Objektiv kam. Wir schauten noch einige Minuten zu. Dann brachen wir den Webcast ab, und ich nutzte die verbleibende Zeit bis zum nächsten Vortrag, um noch das "Jahrhundert-Foto" aus Patagonien von 2010 und ein Video von der wolkenreichen SoFi in China 2009 zu präsentieren.


Paul Hombach moderiert das Public Viewing im Vortragsraum der Volkssternwarte Bonn.

Etwa 2 1/2 Stunden nach der Totalität, als der TdoT bereits zu Ende war, kam dann auch die erhoffte Erfolgsmeldung von Daniel Fischer per Email und über eine Mailingliste.