SCHATTEN ÜBER DEM NORDMEERTotale Sonnenfinsternis am 20.03.2015IMPRESSUM EMAIL-KONTAKT © Sonnenfinsternis.org 2007 - 2015, all rights reserved |
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Berichte, Fotos und Videos von der SoFi am 20.03.2015 |
Am Freitag, dem 20.03.2015, fand eine Totale Sonnenfinsternis statt, deren Zentralzone sich durch den Nordatlantik zog. Bis zur nächsten in Deutschland sichtbaren Totalen SoFi am 02.09.2081 kommt uns die Schwarze Sonne nur noch einmal – am 12.08.2026 – ähnlich nahe. Im deutschsprachigen Raum durften wir uns auf eine "hochprozentige" Partielle Sonnenfinsternis freuen. Diese fand nicht nur in amateurastronomischen Kreisen, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit großes Interesse, zumal am darauffolgenden Tag (Samstag, 21.03.2015) der von der Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) organisierte alljährliche Astronomietag veranstaltet wurde. Bereits im Vorfeld gab es diverse öffentliche Vorträge zu dem astronomischen Großereignis. Fast alle amateurastronomischen Vereinigungen und Planetarien in Mitteleuropa boten öffentliche Beobachtungen der Sonnenfinsternis an. |
DIE SONNENFINSTERNIS AM 20.03.2015 IM ÜBERBLICK
Die SoFi am 20.03.2015 bgann im Nordatlantik etwa 700 Kilometer südlich der grönländischen Südküste. Der Kernschatten zog nun nach Nordosten und verfehlte Ostisland nur um etwa 70 Kilometer, überquerte aber die Färöer-Inseln. Auf der Inselgruppe schwankte die Dauer zwischen 1 Minute 05 Sekunden im Süden und 2 Minuten 21 Sekunden im Norden. In der Hauptstadt Tórshavn, die in großen Teilen des Stadtgebietes gute Beobachtungsmöglichkeiten bot, waren es 2 Minuten 00 Sekunden, wobei die Sonne knapp 20 Grad über dem Horizont stand. Verlauf der Totalen Sonnenfinsternis am 20.03.2015. Die Grafik wurde von Fred Espenak, NASA's GSFC, erstellt.
Daten zur FinsternisAllgemeine Angaben
Kenndaten des Finsternismaximums
Quelle: NASA Solar Eclipse Page
Ablauf der Totalen SoFi am 20.03.2015 in verschiedenen Darstellungen. Erstellt mit Win-Eclipse 3.6 von Heinz Scsibrany (links) bzw. RedShift 4 (Mitte).
Grafik rechts NASA. Die SoFi vom 20.03.2015 war im gesamten Europa, im nordwestlichen Asien, in Nordafrika, in Grönland sowie im nordwestlichen Atlantik und Teilen des arktischen Ozeans als partielle Sonnenfinsternis sichtbar. Hohe Bedeckungsgrade, die zu einer wahrnehmbaren Abschwächung des Tageslichtes führten, wurden in fast ganz Europa, im Nordwesten Sibiriens, in der Arktis inkl. Grönlands sowie auf den Azoren und auf Madeira erreicht. Die nachfolgenden Diagramme und Animationen wurden erstellt mit Win-Eclipse 3.7 von Heinz Scsibrany und mit RedShift 4. Die Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 20.03.2015. Erstellt mit Win-Eclipse 3.7 von Heinz Scsibrany.
Verlauf der Zentralzone und Animation der Wanderung des Mondschattens am 20.03.2015 über dem Nordatlantik. Erstellt mit RedShift 4.
Links: Ablauf der Sonnenfinsternis am 20.03.2015 in Tórshavn (Färöer). Erstellt mit Redshift 4.
Rechts: Ablauf der Sonnenfinsternis am 20.03.2015 in Longyearbyen (Svalbard). Erstellt mit RedShift 4. Kontaktzeiten der Sonnnefinsternis für verschiedene Orte auf den Färöern sowie für Longyearbyen (Svalbard).
Alle Zeitangaben in Ortszeit; H = Sonnenhöhe; K1 – K4 = Kontaktzeiten, Max. = Maximum der Finsternis. Berechnet mit dem Solar Eclipse Calculator von Xavier M. Jubier
Zu den faszinierenden Phänomenen bei einer Totalen Sonnenfinsternis gehört das Sichtbarwerden von Sternen und Planeten. Der Kernschatten wird bei der SoFi am 20.03.2015 in Folge des niedrigen Sonnenstandes mit einer Breite von über 450 Kilometern auf die Erdoberflächce projiziert. Deshalb ist ein recht dunkler Finsternishimmel zu erwarten. Bereits einige Minuten vor Eintreten der Totalität sollte die helle Venus östlich der Sonne problemlos zu sehen sein. Sobald die Totalität eingetreten ist, kann man westlich des Tagesgestirns nach Merkur Ausschau halten. Sichtbar werden sollten auch einige allerdings weit über den Himmel verteilte helle Fixsterne: Atair, Vega und Deneb hoch im Südwesten, Arktur tief über dem NW-Horizont sowie Kapella halbhoch im Nordosten. Deutlich heller als alle Sterne leuchtet der Planet Jupiter. Er steht jedoch nur für Beobachter auf Svalbard über dem Horizont, jedoch so niedrig in Richtung Nordost, dass er in der hellen Horizontdämmerung nur schwer auszumachen sein wird. Die besten Chancen hat man unmittelbar nach der Totalität, wenn der abziehende Kernschatten diesen Horizontbereich überdeckt. Sofern der Himmel klar ist, wird vielleicht auch der zu dieser Zeit recht lichtschwache Planet Mars zwische Sonne und Venus sichtbar sein. Angesichts der kurzen Totalitätsdauer sollte man jedoch nicht zu viel Zeit für die Suche nach Sternen und Planeten aufwenden. Himmelsanblick in Tórshavn während der Totalen Sonnenfinsternis am 20.03.2015. Den Teilnehmern der Beobachtungsflüge, welche den Kernschatten alle in der Umgebung der Färöer anfliegen werden, bietet sich nahezu der gleiche Anblick. Dies gilt ebenfalls für die Passagiere auf mehreren Schiffen, die in unmittelbarer Nähe der Inselgruppe kreuzen werden. Erstellt mit RedShift 4.
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WETTERSTATISTIKEN UND BEOBACHTUNGSGEBIETEWetterstatistiken
Den Sonnenfinsternis-Beobachter interessiert bei der Planung seiner Reise vor allem ein klimastatistischer Kennwert, nämlich die Bewölkungswahrscheinlichkeit am Tag des Ereignisses.
Gemäß den ausführlichen Analysen von Jay Anderson auf liegt der durchschnittliche Bewölkungsgrad im März zur Uhrzeit der Sonnenfinsternis in Longyearbyen (Svalbard) bei 55%, wohingegen es auf den Färöern 75 – 79% sind (s. nachstehende Garfik und Tabellen). Während auf Svalbard die Mobilität sehr begrenzt ist, steht auf den Färöern ein recht ausgedehntes Straßennetz zur Verfügung. Dadurch kann man sich den oft kleinräumigen Wechsel von Bewölkung und Auflockerungen zu Nutze machen. Eine noch erfolgversprechendere Option dürfte allerdings die Wolkenlückenjagd zwischen und im Lee der Inseln mit einem Schiff darstellen. Dagegen macht in Anbetracht des zu dieser Jahreszeit oft heftigen Seegangs und des auf der offenen See viel eher lückenlos bedeckten Himmels eine Beobachtungsfahrt weit abseits der Inselgruppe nicht allzu viel Sinn, auch wenn dort der Punkt maximaler Finsternislänge liegt. Durchschnittlicher Bewölkungsgrad (in %) im Monat März
Klimadaten Svalbard
Klimadaten für einige Orte auf den Färöern.
Der Luftraum über dem NordatlantikDie Analyse der klimatischen Daten lässt keinen Zweifel, dass ein Beobachtungsflug in die Zentralzone bei der Sonnenfinsternis am 20.03.2015 bei weitem erfolgversprechender ist als jede bodengebundene Beobachtung. Durch geeignete Wahl der Flugroute dauert die Totalität auf Grund der hohen Eigengeschwindigkeit eines Passagierjets (800 km/h und mehr) mit bis zu 3m45s deutlich länger als am Erdboden (maximal 2m47s). Hinzu kommt, dass der Himmel in Reiseflughöhe deutlich dunkler und transparenter erscheint als am Erdboden, da nicht nur etwaige Wolken, sondern auch ¾ der Erdatmosphäre (auf deren Masse bezogen) unter dem Beobachter liegen. Totale Sonnenfinsternis am 01.08.2008, aufgenommen während eines Beobachtungsflugs nördlich von Svalbard von Bruno Weiss.
Kreuzfahrten auf dem Nordatlantik
Üblicherweise ist im März im Bereich der Zentralzone nur ein einziges Passagierschiff unterwegs, nämlich die Fähre Norröna der färöischen Smyril Line, welche zwischen Hirtshals in Jütland und Tórshavn auf den Färöern pendelt. Die Reederei hat anlässlich der Sonnenfinsternis eine Sonderreise aufgelegt, bei der das Schiff während des Aufenthalts auf den Färöern als schwimmendes Hotel dient. Vor der Sonnenfinsternis verlässt die Norröna den Hafen, um auf die Suche nach Wolkenlücken zu gehen. Die M/S Norröna im Hafen von Tórshavn. Eigene Aufnahme, 28.05.2007.
Färöer
Die Färöer bieten prinzipiell gute Möglichkeiten für eine "SoFi-Jagd" per Auto. Das Straßennetz ist etwa 500 Kilometer lang und durchgehend asphaltiert; außerhalb von Tórshavn ist die Verkehrsdichte normalerweise gering. Die Straßen sind teilweise sehr schmal, und es gibt mehrere einspurige Tunnel von z.T. beträchtlicher Länge. Die meisten Strecken verlaufen nur wenig über Meereshöhe, sodass Behinderungen durch Schnee auch im Winter eher selten auftreten. Anders sieht es auf den wenigen hoch gelegenen Passstraßen aus. Dort muss man je nach Wetterlage mit Behinderungen und auch zeitweisen Sperrungen rechnen. Blick vom Außendeck der M/S Norröna über den Hafen von Tórshavn zur Insel Nólsoy. Während der Totalität wird die Sonne von hier aus gesehen ungefähr über dem höchsten Punkt von Nólsoy stehen. Eigene Aufnahme, 02.06.2004.
SvalbardHinsichtlich der Mobilität bietet Spitzbergen deutlich weniger als Schiffsreisen oder ein Aufenthalt auf den Färöern. Dem steht zum Ausgleich eine geringere Bewölkungswahrscheinlichkeit gegenüber. Das Straßennetz in und um Longyearbyen weist eine Gesamtlänge von etwa 50 km auf. Da die Sonne während der Totalität lediglich 11 Grad über dem Sühorizont steht, ist die SoFi auf Grund des gebirgigen Terrains nur aus einem Teil des Ortes sowie im Adventdal jenseits des Trinkwasser-Stausees sichtbar (s. Abbildung). Wer eine Beobachtung dort plant, benötigt neben polartauglicher Expeditionskleidung bewaffnete ortskundige Begleiter. Für Individualreisende kommt daher wahrscheinlich nur die Beobachtung im Ortsgebiet von Longyearbyen in Frage. Blick über Longyearbyen ins Adventdal. Die Totalität wird in dem hier sonnenbeschienenen Bereich diesseits des Bachlaufs, unmittelbar am Fjordufer sowie im Tal jenseits des zugefrorenen Stausees sichtbar sein. Eigene Aufnahme, 20.06.2008.
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DER STERNENHIMMEL DES NORDENSAnders als bei einer Reise nach Süden werden bei einer Tour in den Norden keine neuen Sternbilder sichtbar, sondern vielmehr verschwinden Teile des Südhimmels, die wir in Mitteleuropa noch beobachten können, nach und nach unter dem Horizont. Am Nordpol reicht der Blick nur noch bis zum Himmelsäquator, sodass z.B. die untere Hälfte des Orions niemals zu sehen ist. Zum Ausgleich stehen allerdings zu jeder Tages- und Jahreszeit alle Sterne der nördlichen Hemisphäre gleichzeitig über dem Horizont. Sichtbar sind sie jedoch nur von Mitte Oktober bis Ende Februar - dann aber eben ununterbrochen. In größeren Teil des Jahres ist es zu hell, um den Sternenhimmel zu beobachten. In Longyearbyen auf Svalbard, das nur 12 Breitengrade vom Nordpol entfernt liegt, ist die Situation geringfügig günstiger. Am 20. März sinkt die Sonne zur lokalen Mitternacht aber auch hier nur noch 12 Grad unter den Horizont, d.h. der Himmel wird nicht mehr richtig dunkel. Deep Sky-Beobachtungen sind unter diesen Bedingungen unmöglich, Polarlicht-Beobachtungen nur in Ausnahmefällen möglich. Immerhin kann zwischen etwa 22 und 2 Uhr die helleren Sterne und Planeten sehen. Nachthimmel über Longyearbyen am 20.03.2015 um 00.00 Uhr Ortszeit. Erstellt mit Cartes du Ciel.
Auf den Färöern, die viel weiter südlich als Svalbard auf 62°N liegen, ist die Situation Mitte März für nächtliche Himmelsbeobachtungen wesentlich günstiger. Für über 6 Stunden wird es dunkel im astronomischen Sinne, d.h. die Sonne steht tiefer als 18 Grad unter dem Horizont. Da es außerhalb der Siedlungen praktisch keine Lichtverschmutzung gibt, kann man in wolkenarmen Nächten einen überwältigenden Sternenhimmel erleben, wie man ihn sich in Mitteleuropa kaum noch vorstellen kann. Besonders gut zum Stargazing eignen sich die frühen Abendstunden, denn in etwa 2/3 der Nächte treten später am Abend zumindest schwache Polarlichter in Erscheinung. Wohl den wenigsten ist bewusst, dass die Aurora Borealis auf den Färöern genauso häufig in Erscheinung tritt wie in Finnisch-Lappland. Die beiden Gebiete liegen zwar nicht geografisch, aber geomagnetisch auf dem gleichen Breitengrad, wie die nachstehende Grafik zeigt. Das geomagnetische Koordinatensystem. Durch hellgrüne Pfeile markiert sind die Färöer sowie das bekannte Polarlicht-Reiseziel Luosto in Finnland.
Quelle: NOAA (Public Domain). Nachthimmel über Tórshavn am 20.03.2015 um 22:00 Uhr Ortszeit. Erstellt mit Cartes du Ciel.
Nachthimmel über Tórshavn am 21.03.2015 um 03:00 Uhr Ortszeit. Erstellt mit Cartes du Ciel.
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WIE BEOBACHTET MAN DIE SONNENFINSTERNIS?
Eine Sonnenfinsternis kann man ohne optische Instrumente problemlos beobachten. Details wie Sonnenflecken oder das Profil des Mondrandes mit seinen Bergen und Tälern erschließen sich jedoch erst mit Hilfe eines Fernglases oder Teleskops. Mittels einer Digitalkamera, deren Objektiv durch eine geeignete Filterfolie abgedeckt wird, ist es ab einem Brennweiten-Äquivalent von 200mm kein Problem, ganz gute Aufnahmen von einer Sonnenfinsternis zu erhalten. Während der totalen Phase muss die Filterfolie natürlich abgenommen werden. Faustregel: wenn sie mit Ihrer Digitalkamera den Vollmond vernünftig ablichten können, werden mit den gleichen Einstellungen auch ansprechende Finsternisfotos gelingen.
DENKEN SIE BEIM BEOBACHTEN EINER SOFI BITTE VOR ALLEM AN IHRE AUGEN:
Kein Risiko bei der Beobachtung geht man mit der Projektionsmethode ein (Beschreibung bei astronomie.de). |
LITERATUR ZUR SONNENFINSTERNIS AM 20.03.2015Beister, Jürgen (2015): Im Schatten der dunklen Seite des Mondes. Sternzeit 3/2015, 142-145. Gera, Hans-Dieter (2015): Schwarze Sonne über dem Eismeer. Sternzeit 1/2015, 37-38. Krause, Stefan (2015): Die Sonnenfinsternis am 20.03.2015. Sternzeit 1/2015, 23-27. Krause, Stefan & Weidenbach, Angela (2014): Sonnenfinsternis in Europa. 160 S., Eigenverlag, Bonn. Sims, Geoff & Russo, Kate (2015): Citizen Science on the Faroe Islands in Advance of an Eclipse. arXiv:1503.00613. Verhöfen, Anja (2015): Die Sonnenfinsternis am 20. März 2015 über den Färöer-Inseln. Sternzeit 4/2015, 178-179. Weniger, Johannes; Bergner, Joseph; Tjaden, Tjarko & Quaschning, Volker (2014): Einfluss der Sonnenfinsternis im März 2015 auf die Solarstromerzeugung in Deutschland. Studie, 36 S., Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. (PDF (3.8mb) zum Download. |
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