SCHWARZE SONNE ÜBER SÜDAMERIKATotale Sonnenfinsternis am 02.07.2019IMPRESSUM EMAIL-KONTAKT © Sonnenfinsternis.org 2002 - 2019, all rights reserved |
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DIE SONNENFINSTERNIS AM 02.07.2019 IM RÜCKBLICKDie SoFi am 02.07.2019 begann über dem Pazifischen Ozean etwa 1600 Kilometer östlich von Neuseeland. Auf seinem Weg nach Nordosten zog der Kernschatten über die unbewohnte Insel Oeno, die zur Pitcairn-Gruppe gehört. Rund 3 Minuten wurde die Sonne hier verfinstert. Etwa 1 Stunde später wurde über dem Ozean die maximale Totalitätsdauer von 4m32s erreicht. Der Finsternispfad bewegte sich jetzt in etwa südöstlicher Richtung auf die chilenische Küste zu, welche etwa 40 Kilometer nördlich von La Serena erreicht wurde. Die Dauer der totalen Phase war bei einer Sonnenhöhe von nur noch 14° auf etwa 2 1/2 Minuten abgesunken. Die Eclipse überquerte Chile und Argentinien sehr rasch, wobei Buenos Aires vom Kernschatten gestreift wurde (Detailkarte). Augenblicke später endete die Sonnenfinsternis an der Atlantikküste. Verlauf der Totalen Sonnenfinsternis am 02.07.2019. Die Grafik wurde von Fred Espenak, NASA's GSFC, erstellt.
Daten zur FinsternisAllgemeine Angaben
Kenndaten des Finsternismaximums
Quelle: NASA Solar Eclipse Page
Die Sonnenfinsternis vom 02.07.2019 konnte im südlichen Pazifik, im südlichen Mittelamerika sowie in fast ganz Südamerika abgesehen vom Nordosten in ihren partiellen Phasen verfolgt werden. Hohe Bedeckungsgrade, die zu einer wahrnehmbaren Abschwächung des Tageslichts führten, wurden auf einigen polynesischen Inseln sowie in der Südhäfte von Südamerika erreicht. Nach dem gewaltigen Interesse, welches die Totale SoFi vom 21.08.2017 in den USA vor allem auch bei US-Bürgern gefunden hatte, konnte man zunächst erwarten, dass ihre Nachfolgerin, welche knapp 2 Jahre später stattfand, regelrecht überlaufen sein würde. Doch schon bald zeigte sich durch Diskussionen in den Social Media, dass die meisten einfach auf die 2024 stattfindende nächste Totale Sonnenfinsternis im eigenen Land warten würden. Bei denjenigen, welche eine Reise nach Südamerika in Erwägung zogen, teilte sich das Interesse zwischen den beiden SoFis am 02.07.2019 und am 14.12.2020 auf. Letztere wurde wegen des höheren Sonnenstandes (bis 80° statt maximal 14°) offenbar sogar etwas bevorzugt. Eine vielleicht nicht repräsentative, aber zumindest in der Tendenz durchaus ernst zu nehmende Umfrage auf Facebook zeigte dann, dass von den möglichen Reisezielen für 2019 Chile ganz deutlich gegenüber Argentinien und dem Pazifik bevorzugt wurde. Zu groß war der Reiz, eine Totale Sonnenfinsternis mit dem Besuch von Großobservatorien zu verbinden. Zwei dieser Institutionen - Cerro Tololo und La Silla - lagen sogar in der Zentralzone. Aus diesem Grund wurden dort mehrere wissenschaftliche Programme geplant, darunter auch anlässlich des 100jährigen Jubiläum eine Wiederholung des "Einstein-Experiments". Um diese in Ruhe durchführen zu können, war der Zugang zum Cerro Tololo am Finsternistag für die Öffentlichkeit gesperrt. Die ESO ließ in La Silla während der SoFi eine limitierte Zahl von Besuchern zu, welche dafür pro Person 200 Euro Eintrittsgebühr berappen mussten. Trotzdem waren die Tickets im Juli 2018 binnen Kurzem ausverkauft. So mancher, der glücklich zum Zuge gekommen war, machte sich erst später Gedanken, dass im Eintrittspreis nicht einmal die Anfahrt von La Serena, der nächstgelegenen Stadt, zur Sternwarte enthalten war. Zudem war La Silla auch von der Totalitätsdauer her nicht wirklich überzeugend, da es weit nördlich der Zentrallinie lag. Seitens der ESO erwies sich die Aktion indessen als ein geschickter Schachzug, der zum einen eine Menge Geld in die Kasse spülte und zum anderen für Publicity sorgte. Dies blieb denn auch die einzige Gelegenheit im Vorfeld, bei der diese SoFi im deutschsprachigen Raum so etwas wie Schlagzeilen hervorbrachte.
Auch wenn Chile ganz bevorzugt im Fokus der SoFi-Reisenden stand, so gab es vor allem im anglo-amerikanischen Raum durchaus Reiseangebote nach Argentinien und in den Pazifik, wo man zwischen mindestens drei ganz unterschiedlichen Kreuzfahrten wählen konnte, u.a. von Pitcairn aus. Wer jedem Wetterrisiko aus dem Weg gehen wollte, dem bot sich ein Beobachtungsflug ab/bis Santiago de Chile an. War dieser schon kein Schnäppchen, so galt dies erst recht für einen weiteren Flug, welcher ab der Osterinsel durchgeführt wurde. Wer bereit war, mindestens 7000 US-Dollar hinzulegen (plus Anreisekosten zu dem abgelegenen Ort), wurde dank geschickter Flugplanung mit einer Totalitätsdauer von 8m25s belohnt.
Der Finsternistag brachte fast allen Beobachtern hervorragende Wetterbedingungen. Lediglich den Passagieren der Paul Gauguin wurde im Pazifik der Blick auf die Schwarze Sonne durch Wolken verwehrt. Ganz am Ende der Zentralzone herrschten im Großraum Buenos Aires durchwachsene Bedingungen.
Wanderung des Kernschattens über die Erdoberfläche. Linke Grafik erstellt mit Win-Eclipse 3.7 von Heinz Scsibrany. Grafik Rechts NASA.
Globaler Verlauf der Zentralzone am 02.07.2019. Quelle: Jay Anderson.
Verlauf der Zentralzone am 02.07.2019 durch Chile. Quelle: Jay Anderson.
Verlauf der Zentralzone am 02.07.2019 durch Argentinien. Quelle: Jay Anderson.
Die nachstehenden Abbildungen und Animationen geben die Situation zur Finsternismitte und den Ablauf der Sonnenfinsternis für ausgewählte Orte wieder. Reproduced from The Astronomical Almanac Online and produced by the U.S. Naval Observatory and H.M. Nautical Almanac Office.
Links: Finsternismitte auf der Osterinsel am 02.07.2019. Rechts: Ablauf der Sonnenfinsternis auf der Osterinsel am 02.07.2019.
Links: Finsternismitte auf Pitcairn am 02.07.2019. Rechts: Ablauf der Sonnenfinsternis auf Pitcairn am 02.07.2019.
Links: Finsternismitte in La Serena (Chile) am 02.07.2019. Rechts: Ablauf der Sonnenfinsternis in La Serena (Chile) am 02.07.2019.
Links: Finsternismitte in Rio Cuarto (Argentinien) am 02.07.2019. Rechts: Ablauf der Sonnenfinsternis in Rio Cuarto (Argentinien) am 02.07.2019.
Links: Finsternismitte in Buenos Aires (Argentinien) am 02.07.2019. Rechts: Ablauf der Sonnenfinsternis in Buenos Aires (Argentinien) am 02.07.2019.
Zu den faszinierenden Phänomenen bei einer Totalen Sonnenfinsternis gehört das Sichtbarwerden von Sternen und Planeten. Der Kernschatten besaß bei der SoFi am 02.07.2019 eine Breite von immerhin 200 Kilometern. Folglich war ein ziemlich dunkler Finsternishimmel zu erwarten. Bereits einige Minuten vor Eintreten der Totalität sollte die helle Venus (-3.9 mag) horizontnah unterhalb der Sonne sichtbar werden. Sobald die Totalität eingetreten war, präsentierte sich ein imposanter Finsternishimmel mit zahlreichen hellen Fixsternen, darunter mit Sirius (-1.5 mag), Canopus (-0.7 mag), Rigil Kentaurus (= Alpha Centauri; -0.3 mag) und Arktur (0.0 mag) die 4 hellsten des Himmels. Die Sonne war von einem Kranz mit Sternen 1. Größe umgeben, zu denen sich die Planeten Venus (-3.9 mag), Mars (+1.8 mag, schwierig) und Merkur (+1.3 mag) gesellten. Nahe des der Sonne gegenüberliegenden Osthorizonts funkelte Jupiter (-2.6 mag). Himmelsanblick während der SoFi am 02.07.2019. Standort: La Serena (Chile; 29°54'S / 71°15'W). Diagramme erstellt mit Stellarium.
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DIE WETTERSTATISTIKENDie nachstehend präsentierten Klimadaten, welche Jay Anderson erstellt hat, zeigen sowohl auf der chilenischen als auch auf der argentinischen Seite der Anden gute Chancen auf eine erfolgreiche Beobachtung der Sonnenfinsternis. Im ganztägigen Durchschnitt für den Monat Juli (erste Grafik) ist die argentinische Seite etwas bevorzugt, am Nachmittag (zweite Grafik) bestehen kaum noch Unterschiede, da küstenahe Bewölkung am Pazifik sich zum Abend hin oft auflöst. Aufgrund der weitaus zahlreicheren Straßenverbindungen und des etwas höheren Sonnenstandes ist Chile für diejenigen, welche am Finsternistag mobil sind, wohl leicht zu bevorzugen.
Mittlere Wolkenbedeckung im Juli innerhalb der Zentralzone in Südamerika. Quelle: Patmos-X: CIMMS / SSEC / Jay Anderson
Durchschnittlicher Bewölkungsgrad (in %) am Nachmittag im Monat Juli entlang der Finsterniszone über Südamerika, ermittelt aus 14 Jahren Satellitenbeobachtungen. Quelle: NASA / Jay Anderson
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WIE BEOBACHTET MAN DIE SONNENFINSTERNIS?
Eine Sonnenfinsternis kann man ohne optische Instrumente problemlos beobachten. Details wie Sonnenflecken oder das Profil des Mondrandes mit seinen Bergen und Tälern erschließen sich jedoch erst mit Hilfe eines Fernglases oder Teleskops. Mittels einer Digitalkamera, deren Objektiv durch eine geeignete Filterfolie abgedeckt wird, ist es ab einem Brennweiten-Äquivalent von 200mm kein Problem, ganz gute Aufnahmen von einer Sonnenfinsternis zu erhalten. Während der totalen Phase muss die Filterfolie natürlich abgenommen werden. Faustregel: wenn sie mit Ihrer Digitalkamera den Vollmond vernünftig ablichten können, werden mit den gleichen Einstellungen auch ansprechende Finsternisfotos gelingen.
DENKEN SIE BEIM BEOBACHTEN EINER SOFI BITTE VOR ALLEM AN IHRE AUGEN:
Kein Risiko bei der Beobachtung geht man mit der Projektionsmethode ein (Beschreibung bei astronomie.de). |
SPAZIERGANG AM SÜDHIMMEL
Viel wurde bereits über den südlichen Sternenhimmel geschwärmt - Alpha Centauri, das Kreuz des Südens, die Magellanschen Wolken ... Wenn man ihn dann sieht, ist man erst einmal ziemlich verwirrt, weil viele Sternbilder nicht kennt, und diejenigen, die man kennt, auf dem Kopf stehen. Und dann folgt die reizvollste Aufgabe: man beginnt sich zu orientieren und lernt die fremden und neuen Sternbilder allmählich kennen. Abendhimmel über La Serena (Chile) Anfang Juli 2019 um 20.00 Uhr Ortszeit. Diagramm erstellt mit Stellarium.
Im Laufe des Abends steigt die Milchstraße immer höher, bis sie sich gegen 1 Uhr am Morgen durch den Zenit zieht. Genau dort finden wir jetzt ihre hellsten Partien in den Sternbildern Schütze und Skorpion, wo mit einem Fernglas zahlreiche offene Sternhaufen sichtbar sind. Der ohnehin imposante Anblick wird in diesem Südwinter noch durch die beiden Planeten Jupiter (Helligkeit -2.6 mag) und Saturn (+0.1 mag) verstärkt, welche sich nahe ihrer Oppositionsstellung befinden und somit ihre maximale Helligkeit erreichen. Bereits in einem kleinen Teleskop sind die Bänder in der Atmosphäre des Jupiters und die weit geöffneten Ringe des Saturns sichtbar. Ausschau halten kann man auch nach den 4 großen Monden Jupiters und nach Titan, dem hellsten Mond Saturns. Nachthimmel über La Serena (Chile) Anfang Juli 2019 um 01.00 Uhr Ortszeit. Diagramm erstellt mit Stellarium.
Wer die Nacht durchmacht oder aber früh wieder aufsteht, den erwartet kurz vor Beginn der Morgendämmerung ein völlig veränderter Himmelsanblick. Die Milchstraße mit den markanten Südsternbildern ist zum Westhorizont abgesunken. Von Südost zum Zenit zieht sich eine langgezogene Reihe aus 3 hellen Sternen - Canopus, Achernar und Fomalhaut. Diese "Frühlingskette" ist der erste Vorbote des südlichen Frühjahrs. Ganz im Osten geht bereits der Orion auf, welcher auf der Südhalbkugel ein typisches Sommersternbild darstellt. Morgenhimmel über La Serena (Chile) Anfang Juli 2019 um 06.00 Uhr Ortszeit. Diagramme erstellt mit Stellarium.
Ein abschließender Tipp: Nehmen Sie sich einen dieser handlichen Naturführer mit, der Sternkarten des Südhimmels enthält. Wenn Sie dann noch ein gutes Fernglas (auch zur Tierbeobachtung wichtig!) dabei haben, sind Sie schon mit dem notwendigsten ausgerüstet. Für Teleskopbeobachter und CCD-Fans ist der Südhimmel eine unerschöpfliche Fundgrube mit neuen und faszinierenden Deep Sky-Objekten. |
LITERATUR ZUR SONNENFINSTERNIS AM 02.07.2019Dash, Soumyaranjan; Bhowmik, Prantika; Athira, B S; Ghosh, Nirmalya & Nandy, Dibyendu (2019): The 2019 July 2 Total Solar Eclipse: Prediction of the Coronal Magnetic Field Structure and Polarization Characteristics. 18 S., arXiv:1906.10201. Fischer, Daniel (2019): Dunkle Sonne über La Silla. astronomie - Das Magazin 02, 66-68. Gera, Hans-Dieter (2019): Die totale Sonnenfinsternis am 2. Juli 2019. Sternzeit 2/2019, 82-84. |