FEUERRING ÜBER NUNAVUTRingförmige Sonnenfinsternis am 10.06.2021IMPRESSUM EMAIL-KONTAKT © Sonnenfinsternis.org 2010 - 2022, all rights reserved |
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Die Sonnenfinsternis am 10.06.2021 im ÜberblickAm 10.06.2021 fand eine Ringförmige Sonnenfinsternis statt, bei der in Mitteleuropa (D/A/CH-Region) um die Mittagszeit zwischen 3% (Klagenfurt) und 21% (Sylt) der Sonnenscheibe vom Mond verdeckt wurden (Diagramm).
Die Zentralzone, in welcher der Mond komplett vor die Sonne trat, ohne diese ganz abzudecken, nahm ihren Anfang in der kanadischen Provinz Ontario am Nordufer des Lake Superior (Diagramm von Jay Anderson). Wer den niedrigen Sonnenstand nicht scheute, dem bot sich hier die einzige Chance, diese SoFi im Rahmen einer "normalen" Reise zu erleben. Der Mondschatten zog nach Norden Richtung Hudson Bay und dann über den Nordwesten Labradors, bevor Baffin Island und damit das Territorium Nunavut erreicht wurden (Detailkarte). Über Iqaluit, der Hauptstadt dieser ebenso großen wie menschenleeren Region, erschien der Feuerring für 3m09s. In Clyde River, das fast auf der Zentrallinie lag, dauerte die Annularität 3m49s, im grönländischen Quanaaq, das noch 800 km weiter nördlich liegt, etwa 3m40s. In großen Teilen Kanadas, im nördlichen Asien und in Europa nördlich des Mittelmeers konnte die SoFi in ihren partiellen Phasen verfolgt werden. Hohe Bedeckungsgrade, die zu einer wahrnehmbaren Abschwächung des Tageslichts führten, wurden im Norden Alaskas, in Kanada, Grönland, Island, dem äußersten Norden Skandinaviens, im nördlichen Sibirien sowie im gesamten arktischen Ozean erreicht.
Angesichts der Lage der Zentralzone war mit einem großen touristischen Andrang von vorneherein nicht zu rechnen gewesen. Die Corona-Pandemie tat dann ihr Übriges. Für Ausländer war die Einreise nach Kanada nicht möglich. Die Zeitschrift Sky & Telescope charterte daher ein Flugzeug, von dem aus US-Bürger ab/bis Minneapolis die Annularität erfolgreich im Luftraum über Kanada bestaunen konnten. Beobachter am Boden hätten vermutlich wetterbedingt ohnehin keine Chance gehabt; jedenfalls ist aus dem Süden Kanadas kein Foto des Feuerrings bekannt geworden. Dieser war durch dünne Wolken sowohl von Iqualuit aus als auch im sibirischen Jakutien für die dort lebenden Menschen sichtbar. |
Was war zu sehen?MitteleuropaDie SoFi am 10.06.2021 war im deutschsprachigen Raum partiell. Je nach Beobachtungsstandort bedeckte der Mond bis gut 20% der Sonnenscheibe. Deren verbleibender Teil strahlte unverändert einige hunderttausendmal heller als der Vollmond vom Himmel. Weil das nicht verfinsterte Segment der Sonne so extrem hell war, wurden keine Sterne oder Planeten sichtbar. Alle die für Totale oder Ringförmige SoFis charakteristischen Phänomene traten nicht auf. Eine Partielle Sonnenfinsternis wie die vom 10.06.2021 ist zwar ein interessantes, aber wenig spektakuläres Naturphänomen. Bei Bedeckungsgraden von 3 - 21% kann man ohne Hilfsmittel wie Schutzbrillen oder Projektionen nicht merken, dass dort oben am Himmel etwas Ungewöhnliches vor sich geht. Maximum der Sonnenfinsternis am 10.06.2021 auf der Insel Sylt.
Ganz egal wo man in Mitteleuropa beobachtete: stets wanderte der Mond von rechts (Westen) nach links (Osten) durch die Sonnenscheibe; zum Maximum der Finsternis schnitt er von oben ein je nach Beobachtungsort unterschiedlich großes Segment aus unserem Tagesgestirn. Sofern man mit einem - durch entsprechende Objektivfilter geschützten - Fernglas oder Teleskop beobachtete oder mit der Projektionsmethode arbeitete, achtete man vielleicht auf etwaige Sonnenflecken, die vom Mond "verschluckt" und später wieder freigegeben wurden. Das Profil des Mondrandes mit seinen Bergen und Tälern erschloss sich erst mit Hilfe eines etwas größeren Teleskops.
Links: Finsternismitte in Hamburg (Deutschland) am 10.06.2021. Rechts: Ablauf der Sonnenfinsternis in Hamburg (Deutschland) am 10.06.2021. Reproduced from The Astronomical Almanac Online and produced by the U.S. Naval Observatory and H.M. Nautical Almanac Office.
Links: Finsternismitte in Klagenfurt (Österreich) am 10.06.2021. Rechts: Ablauf der Sonnenfinsternis in Klagenfurt (Österreich) am 10.06.2021. Reproduced from The Astronomical Almanac Online and produced by the U.S. Naval Observatory and H.M. Nautical Almanac Office.
Die Sonnenfinsternis begann und endete je nach geografischer Lage zu etwas unterschiedlichen Zeiten; dementsprechend wurde auch das Maximum nicht überall zur gleichen Zeit erreicht. In einer Broschüre des Astronomie-Verlags, welche als pdf kostenlos zur Verfügung stand, wurden Finsternisgröße und Zeitablauf der SoFi für einige Orte im deutschsprachigen Raum dargestellt. In der nachstehenden Grafik ist jeweils der Zeitpunkt des Maximums genannt. Die partielle Sonnenfinsternis am 10. Juni von Mitteleuropa aus gesehen. Grafik: Vereinigung der Sternfreunde.
In der ZentralzoneDie SoFi am 10.06.2021 war ringförmig, d.h. der Mond trat in der Zentralzone vollständig vor die Sonnenscheibe, ohne sie aber ganz zu bedecken. Der scheinbare Durchmesser des Mondes war kleiner als derjenige der Sonne. Selbst im Maximum der Verfinsterung blieb rund um die Mondscheibe ein dicker Ring der Sonnenscheibe sichtbar, welcher 11% der gesamten scheinbaren Sonnenfläche entsprach. Das hört sich wenig an - aber: das auf rund 1/10 reduzierte Sonnenlicht war immer noch knapp 40000mal heller als der Vollmond! Weil der Sonnenring so hell ist, traten die für eine Totale SoFi charakteristischen Phänomene nicht auf. Trotzdem ist eine Ringförmige Sonnenfinsternis zweifelsohne nicht nur ein sehr seltenes, sondern auch ein eindrucksvolles Naturereignis. Wegen des hohen Bedeckungsgrades der Sonne kommt es zu einer sehr deutlichen und bisweilen geradezu gespenstischen Abschwächung und Farbveränderung des Tageslichtes. Sowohl beim 2. Kontakt (Übergang der partiellen in die ringförmige Phase) als auch beim 3. Kontakt (erneuter Übergang in die partielle Phase) tritt der von totalen SoFis her bekannten "Perlschnureffekt" auf. Man konnte durchaus auch auf den Himmel achten: Venus wurde 20 Grad links neben der Sonne sichtbar; wenn man wusste, wo man sie zu suchen hatte, konnte man sie allerdings bereits vor Beginn der Finsternis erspähen, sofern die Luft klar genug war. Tief über dem Südhorizont stand der etwa -2.5 mag helle Jupiter. Theoretisch war er damit bei perfekt transparentem Himmel mit dem bloßen Auge sichtbar. Praktisch konntee man ihn aber kaum auffinden, da er im Vergleich zum Himmelshintergrund wesentlich kontrastärmer als Venus ist. Himmelsanblick während der SoFi am 10.06.2021. Standort: Iqaluit (Kanada; 63°45'N / 68°36'W). Diagramm erstellt mit Stellarium.
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Wie beobachtet man die Sonnenfinsternis?Eine Sonnenfinsternis kann man ohne optische Instrumente mit Hilfe einer geeigneten (zertifizierten!) Schutzbrille problemlos beobachten. Details wie Sonnenflecken oder das Profil des Mondrandes mit seinen Bergen und Tälern erschließen sich jedoch erst mit Hilfe eines Fernglases oder Teleskops. Mittels einer Digitalkamera, deren Objektiv durch eine geeignete Filterfolie abgedeckt wird, ist es ab einem Brennweiten-Äquivalent von 200mm kein Problem, ganz gute Aufnahmen von einer Sonnenfinsternis zu erhalten. Aber natürlich kann man Finsternisfotografie auch professioneller betreiben. Was Sie dabei alles beachten sollten, erfahren Sie bei Christian Leu oder bei Astrocorner.
DENKEN SIE BEIM BEOBACHTEN EINER SOFI BITTE VOR ALLEM AN IHRE AUGEN:
Folgen Sie in diesem Zusammenhang bitte folgenden Links:
Kein Risiko bei der Beobachtung geht man mit der Projektionsmethode ein (Beschreibung bei astronomie.de). |
Das WetterMitteleuropaZur Beobachtung einer Sonnenfinsternis braucht man natürlich vor allem eines: einen klaren Himmel. Den hatten am 10.06.2021 in der D/A/CH-Region zwar nicht alle, aber doch viele zumindest zeitweilig, wie ein Satellitenbild zeigt, das an jenem Tag um 14 MESZ aufgenommen worden ist. In der ZentralzoneGemäß nachstehenden Grafiken von Jay Anderson bestand eine Bewölkungswahrscheinlichkeit von unter 60% entlang der Zentralzone lediglich an deren Beginn im südlichen Kanada sowie im Nordwesten Grönlands. Durchschnittlicher Bewölkungsgrad (in %) im Monat Juni am Nachmittag. Grundlage sind Messungen des Satelliten Aqua in den Jahren 2002 bis 2015.
Durchschnittlicher Bewölkungsgrad (in %) im Monat Juni entlang der Zentrallinie. Quelle: NASA.
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Links zur Sonnenfinsternis am 10.06.2021VorberichteAmerican Astronomical Society: Eclipse America 2021 Jay Anderson: Annular Solar Eclipse - June 10, 2021 Astronomieverlag: 10. Juni 2021 - Partielle Sonnenfinsternis (pdf, 771 kb) Astronomy.com: Solar eclipse 2021 - Prepare for a "ring of fire" on June 10 |
Literatur zur Sonnenfinsternis am 10.06.2021Zu dieser Sonnenfinsternis sind uns noch keine Literaturangaben bekannt. |