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SAROS 117

Sonnenfinsternisse 1946, 1964, 1982, 2000, 2018, 2036

Saros 123

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SAROS 117 IM ÜBERBLICK

Mit 71 Finsternissen besitzt Saros 117 eine durchschnittliche Länge. Die Serie begann am 24. Juni 792 mit einer bescheidenen Partiellen SoFi in der kanadischen Arktis. Nach 7 weiteren partiellen Finsternissen mit rasch zunehmender Größe fand am 18. November 936 im westlichen Sibirien die erste von 23 Ringförmigen SoFis statt, welche bereits 5m59s dauerte. In den folgenden Saros-Perioden nahm die Finsternislänge stark zu, während die Zentralzonen sich rasch nach Süden verschoben. Am 03.10.1063 fand die mit 9m26s längste zentrale SoFi des Saros 117 über den heutigen USA statt. Obwohl die Schattenzonen während der nächsten Jahrhunderte im Bereich des Äquators stagnierten, nahm die Annularitätsdauer allmählich ab, denn im Laufe der Zeit reduzierte sich der Abstand Erde - Mond mit jeder Saros-Periode etwas. Die SoFi vom 01.04.1261 - über dem Mittelmeer - brachte es noch auf 2m31s, diejenige vom 14.05.1333 am Maximumspunkt (im zentralen Atlantik) lediglich auf 20s. In einem solch extremen Fall wird der Feuer­ring durch die Gebirge auf der Mondober­fläche nicht nur unterbrochen, sondern zerfällt in eine rundum laufende Kette von Licht­punkten – dies ist der berühmte Perlschnureffekt. Dementsprechend werden ringförmige SoFis mit hohem Bedeckungs­grad bisweilen auch als "Perlschnurfinsternisse" bezeichnet.

Am 25.05.1351 konnte der Mond die Sonne in der Mitte der Zentralzone, wo die Erdoberfläche dem Trabanten ein paar tausend Kilometer näher ist, bereits vollständig überdecken. Nur am Anfang und am Ende der Zentralzone war diese Finsternis noch ringförmig. Nach 4 weiteren ringförmig-totalen SoFis folgte die erste von 28 durchgehend totalen Finsternissen am 18.07.1441. Am Maximumspunkt dauerte sie 1m59s. Die folgenden Finsternisse erreichten etwas über 2 Minuten Länge, bevor die Dauer allmählich bis auf 1m27s am 24.11.1639 abnahm. Dies lag vor allem an der starken Südverlagerung der Finsterniszonen. Ab dem 18. Jahrhundert machte sich ein anderer Effekt bemerkbar. Mit der Verlagerung der Finsternisse in den Frühling (der Nordhemisphäre!) neigte sich die Erdachse mehr und mehr der Sonne entgegen, wodurch die Finsterniszonen sich aus der Antarktis wieder in mittlere südliche Breiten verlagerten. Dadurch wuchs die Länge der totalen Phase bis zum Ende des 19. Jahrhunderts auf über 4 Minuten an; am 26.04.1892 wurden 4m19s erreicht. Bereits zwei Saros-Perioden später, am 19.05.1928 traf der Kernschatten weit südlich von Südafrika zum letzten Mal die Erdoberfläche.
Saros 117 strebt seitdem einem schnellen Ende entgegen, denn es folgen nur noch 7 partielle Finsternisse mit rasch abnehmendem Bedeckungsgrad. Die Serie klingt am 03.08.2054 mit einer kleinen partiellen Finsternis (Magnitude 0.07) westlich der antarktischen Halbinsel aus.


HISTORISCHE SOFIS DES SAROS 117

Mittelalter

In ferner Vergangenheit hat Saros 117 Mitteleuropa mehrere Ringförmige SoFis beschert. Am Morgen des 21.10.990 streifte die Zentralzone den äußersten Nordosten Deutschlands. Am 21.06.1153 und am 28.02.1207 zog sich die Zentralzone jeweils am Nachmittag von Südwest nach Nordost über die Schweiz und die Mitte Deutschlands. Die SoFi vom 12.04.1279 endete bei Sonnenuntergang vor der Küste Schleswigs in der Ostsee.
Die SoFi des Jahres 1153 wurde offenbar in Augsburg beobachtet und vielleicht auch in England (Chambers 1902, S. 127), während diejenigen am 28.02.1207 in mittelalterlichen russischen Chroniken belegt ist (Vyssotski 1949, S. 12).

Verlauf der Zentralzone der Ringförmigen  Sonnenfinsternis am 21.10.990 Verlauf der Zentralzone der Ringförmigen  Sonnenfinsternis am 26.01.1153
Verlauf der Zentralzonen der Ringförmigen Sonnenfinsternisse am 21.10.990 (links) und am 26.01.1153 (rechts).

Verlauf der Zentralzone der Ringförmigen  Sonnenfinsternis am 28.02.1207 Verlauf der Zentralzone der Ringförmigen  Sonnenfinsternis am 12.04.1279
Verlauf der Zentralzonen der Ringförmigen Sonnenfinsternisse am 28.02.1207 (links) und am 12.04.1279 (rechts).

09.02.1766

Diese SoFi wurde von Offizieren des französischen Kriegsschiffs Comte d'Artois beobachtet. Sie fertigten auch eine für damalige Verhältnisse recht genaue Zeichnung der Korona an (s. auch Chambers 1902, S. 137 und Todd 1894, S. 111).

Verlauf der Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 09.02.1766 Korona 1766
Links: Verlauf der Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 09.02.1766.
Rechts: Zeichnung der Sonnenkorona durch die Offiziere der Comte d'Artois (Quelle: Daily Kos).

04.03.1802

Matthew Flinders (1814) beobachtete diese Finsternis während seiner Umsegelung Australiens beim heutigen Port Lincoln als tiefe Partielle SoFi (Bedeckungsgrad ca. 96%).

Verlauf der Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 04.03.1802
Verlauf der Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 04.03.1802.

05.04.1856

Die Zentralzone der SoFi vom 05.04.1856 erstreckte sich weit entfernt von den damaligen Besiedlungszentren der Kolonisten über Australien. In einem Leserbrief an den Sydney Morning Herald bezweifelte Francis Napier bereits im Vorfeld, dass irgendjemand die Totalität zu sehen bekommen würde. Was die europäischen Siedler betraf, lag er damit - wie wir heute wissen - ganz offenbar richtig. Doch es scheint so, dass das Ereignis von den australischen Ureinwohnern sehr wohl beobachtet wurde.

Verlauf der Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 05.04.1856
Verlauf der Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 05.04.1856.

16.04.1874

Seit 1868 wurden aus Europa und zunehmend auch aus den USA zu jeder irgendwie erreichbaren Sonnenfinsternis Expeditionen unternommen. Doch für die SoFi vom 16.04.1874 erschien der Aufwand zu groß. Zwar war sie im nördlichen Teil der damals britischen Kap Kolonie (heute Südafrika) sichtbar, doch dort gab es nur wenige von Europäern bewohnte Orte. E. J. Stone, der königliche Astronomen in Kapstadt, organisierte jedoch für sich und seine Geräte (hauptsächlich Spektrometer), einen Transport auf einem Kupferfrachter nach Klipfontein im Namaqualand (Stone 1875a). Vor Ort fand er in Mitarbeitern der Kupfermine Assistenten, welche u.a. Zeichnungen der Korona anfertigten. Weitere Zeichnungen erhielt Stone nach der Finsternis von anderen Beobachtern. Offenbar hatten die zahlreiche Briefe, welche er im Vorfeld an Bewohner der Totalitätszone geschickt hatte, Früchte getragen.

Verlauf der Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 16.04.1874 Korona 1874
Links: Verlauf der Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 16.04.1874.
Rechts: Zeichnung der Sonnenkorona von Alice Hall (Quelle: Stone 1875, S. 48).

09.05.1910

Wie schon ihre Vorgängerin 1874 bot die SoFi vom 09.05.1910 eine besondere Herausforderung. Die Zentralzone erstreckte sich über Teile der Antarktis sowie den südlichen Ozean. Zugänglich war sie nur kurz vor Sonnenuntergang in der Südhälfte Tasmaniens. Die klimatischen Daten waren wenig überzeugend, zudem würde die Sonne nur 8˚ über dem Horizont stehen. Die damit verbundene Extinktion des Korona-Lichts war für viele Experimente ungünstig. Aus diesen Gründen wurden weder in Europa noch in den USA Expeditionen geplant.
Da man aber wirklich jede Chance nutzen wollte, um die Korona zu beobachten, wurden von australischen Astronomen Expeditionen nach Bruny Island und Port Davey organisiert. Letztere stand unter Leitung des Engländers Francis Kennedy McClean, welcher auch ein paar Geräte aus Übersee mitbrachte. Zudem rief man Amateure und Laien auf, sich an den Beobachtungen zu beteiligen und gab ihnen detaillierte Anweisungen (Anonymus 1910). Die Aktivitäten der Astronomen wurden von der australischen Presse mit großem Interesse verfolgt (Presseschau, etwas runterscrollen). Doch das Wetter spielte nicht mit. Man machte das Beste daraus und veröffentlichte einen ausführlichen Bericht über Vorbereitung und Verlauf der Expedition sowie die eingesetzten Gerätschaften, um zumindest ein paar Erfahrungen für spätere Expeditionen weitergeben zu können: "Some apologies are, I think, necessary for this report on an Eclipse that was not observed. But my excuse is that there may be useful information contained in it, not only in the part that refers to the instruments, but also in the details of the general arrangements such as tents, food and drink, stores, etc., etc." (McClean 1910).
Was den Wissenschaftlern nicht vergönnt war, gelang den Passagieren der R.M.S. Corinthic etwa 480 Meilen von Hobart entfernt: sie sahen die Schwarze Sonne, waren aber völlig unzureichend ausgerüstet. So gab es keine Sonnenfilter, und die Fotoplatten waren bereits während der ersten partiellen Phase alle belichtet worden (Gale 1910). Dass es trotzdem Abbildungen der Korona vom 09.05.1910 gibt, ist dem Schuldirektor A. G. Waterworth und einigen anderen zu verdanken, die in Queenstown genau zur richtigen Zeit eine Wolkenlücke hatten (Driffield 1910). Die Fotos waren im Druck nicht reproduzierbar, sodass schließlich Abzeichnungen davon veröffentlicht wurden (Wesley 1910).

Verlauf der Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 09.05.1910 Korona 1910
Links: Verlauf der Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 09.05.1910.
Rechts: Zeichnung der Sonnenkorona von E. Carus Driffield (Quelle: Wesley 1910).

19.05.1928

Am 19.05.1928 fand die letzte Totale Sonnenfinsternis im Saros 117 statt, bei welcher die Zentrallinie bereits die Erde verfehlte und nur ein kleines Gebiet vor der Küste der Antarktis vom Kernschatten berührt wurde. Dass dorthin mitten im antarktischen Winter zur damaligen Zeit keinen Expeditionen unternommen wurden, verwundert nicht. In ihrer partiellen Phase war die SoFi in Südafrika sichtbar, wo sie auch beobachtet wurde (Anonymus 1929).

Verlauf der Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 19.05.1928
Verlauf der Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 19.05.1928.

Partielle Sonnenfinsternisse des 20. und 21. Jahrhunderts

Nach 1928 brachte Saros 117 im 20. Jahrhundert noch 4 Partielle Sonnenfinsternisse hervor. Sie haben eine Gemeinsamkeit: obwohl sie alle entweder in Südamerika, Südafrika oder Australien sichtbar waren, sind zu ihnen weder Berichte noch Fotos auffindbar. Wir können daher auf Sonnenfinsternis.org lediglich Übersichtsseiten mit den obligatorischen Daten und Grafiken präsentieren. Dagegen erschienen von der SoFi am 13.07.2018 einige Fotos aus Australien und Neuseeland.
30.05.1946
10.06.1964
21.06.1982
01.07.2000
13.07.2018

Links zu den SoFis des Saros 117 ab dem Jahr 1946 finden sich auf unseren Info-Seiten zu den jeweiligen Finsternissen.

Fred Espenak: Saros Series 117

Daily Kos: Solar Eclipse Representations in Ancient Rock Art

Duane Hamacher: Solar Eclipses (Part II)

Francis Napier: The Solar Eclipse

National Library of Australia: Eclipse Expedition

Rev. Leslie S. Macdougall Diaries: Solar Eclipse of Sun 9 May 1910

Sonnenfinsternis.org: Eine abgelegene SoFi - Partielle Sonnenfinsternis am 30.05.1946

Sonnenfinsternis.org: Auf dem 5. Kontinent - Partielle Sonnenfinsternis am 10.06.1964

Sonnenfinsternis.org: Eine kleine SoFi - Partielle Sonnenfinsternis am 21.06.1982

Sonnenfinsternis.org: Ein Nicht-Event - Partielle Sonnenfinsternis am 01.07.2000

Sonnenfinsternis.org: Eine bescheidene Finsternis - Partielle Sonnenfinsternis am 13.07.2018

Sonnenfinsternis.org: An der Küste der Antarktis - Partielle Sonnenfinsternis am 23.07.2036

LITERATUR ZU SAROS 117 UND SEINEN FINSTERNISSEN

Literaturangaben zu den SoFis des Saros 117 ab dem Jahr 1946 finden sich auf unseren Info-Seiten zu den jeweiligen Finsternissen.

Anonymus (1875): The total eclipse of the Sun, April 16, 1874. Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 35, 218-221.

Anonymus (1929): Partial Eclipse of the Sun on 1928, May 19. Circular of the Union Observatory Johannesburg 79, 47-48.

Chambers, George Frederick (1902): The Story of Eclipses. 208 S., D. Appleton & Co., New York.

Driffield, E. Carus (1910): Notes on the Solar Eclipse as seen at Queenstown, Tasmania, Monday 9th May 1910. Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 70, 651-652.

Flinders, Matthew (1814): A voyage to Terra Australis, Vol. 1. 369 S., G. & W. Nicol, London.

Gale, Walter F. (1910): The Total Solar Eclipse of 1910 May 8. Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 70, 649-650 & Plate 22.

McClean, Francis Kennedy (1910): Report of the Solar Eclipse Expedition to Port Davey, Tasmania May, 1910. 42 S., Richard Clay and Sons, Bungay.

Stone, E.J. (1874): Observations of the total solar eclipse of April 16, 1874, at Klipfontein, Namaqualand, South Africa. Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 34, 399-401.

Stone, E.J. (1875a): The Total Eclipse of the Sun, 1874, April 16. Memoirs of the Royal Astronomical Society 42, 35-57.

Stone, E.J. (1875b): Observations of the eclipse of the Sun, 1874, April 16, at the Royal Observatory, Cape of Good Hope. Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 35, 314.

Todd, Mabel Loomis (1894): Total Eclipses of the Sun. 3rd Series. 244 S., John Wilson and Son, Cambridge, USA.

Vyssotski, A. N. (1949): Astronomical records in the Russian Chronicles from 1000 to 1600 A.D. Meddelande från Lunds Astronomiska Observatorium, Ser. II (126), 1-52.

Wesley, W.H. (1910): Note (to Gale 1910). Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 70, 650-651.