IM WILDEN WESTENRingförmige Sonnenfinsternis am 20.05.2012IMPRESSUM EMAIL-KONTAKT © Sonnenfinsternis.org 2007 - 2013, all rights reserved |
VORHERIGE SOFI | SOFI-CHRONIK | STARTSEITE | NÄCHSTE SOFI |
DIE SONNENFINSTERNIS AM 20.05.2012 IM RÜCKBLICKDie Ringförmige Sonnenfinsternis am 20.05.2012 (Diagramm von Fred Espenak), welche zum Saros 128 zählt, wurde eine der meist beobachteten der Geschichte. Zahlreiche große Städte Ostasiens, darunter Hongkong und Tokyo lagen in der Zentralzone, die am Morgen des 21. Mai lokaler Zeit im Süden Chinas begann. China und Japan erlebten den Feuerring am Vormittag, bevor er für 2 1/2 Stunden über den endlosen Wasserflächen des Nordpazifiks entschwandt. Knapp westlich der Datumslinie wurde südlich der Aleuten die maximale Verfinsterung mit 5min47sek Dauer und einer Magnitude von 0,944 (entspricht einer Flächenbedeckung von 89,2%) erreicht. Erst am Nachmittag (des 20. Mai lokaler Zeit) erreichte der Eclipsepfad nochmals Land, und zwar an der amerikanischen Westküste im Grenzbereich zwischen Kalifornien und Oregon. Bei zunehmend niedrigem Sonnenstand überquerte der Feuerring die Wüsten Nevadas, die Rocky Mountains und den berühmte Grand Canyon, kurz vor Sonnenuntergang noch die wohl jedem Westernfan bekannten Städte Albuquerque und Santa Fe. Augenblicke später endete die ringförmige Verfinsterung im westlichen Texas. Daten zur FinsternisAllgemeine Angaben
Kenndaten des Finsternismaximums
Quelle: NASA Solar Eclipse Page
Sieht man sich die nachstehende Karte von Jay Anderson an, so kam angesichts der fast durchweg sehr hohen Bewölkungswahrscheinlichkeit realistischerweise nur der Westen der USA als Reiseziel in Frage, sofern man diese Finsternis live erleben wollte. Dort, wo die besten klimatischen Aussichten bestanden - im Bereich zwischen Albuquerque und Cedar City - stand die Sonne bei Finsternismitte nur noch 5 - 10 Grad über dem Horizont. Da es sich um eine gebirgige Region handelt, musste man bei der Auswahl des Beobachtungsortes auf einen ausreichend freien Horizont achten. Durchschnittlicher Bewölkungsgrad entlang der Zentrallinie
Im gesamten Ost- und Südostasien, im Nordpazifik, im ganz Nordamerika mit Ausnahme der östlichen Teile und in der gesamten Arktis einschließlich des nördlichen Skandinaviens war diese SoFi als partielle Sonnenfinsternis sichtbar. Hohe Bedeckungsgrade, die zu einer wahrnehmbaren Abschwächung des Tageslichtes führten, wurden z.B. in großen Teilen Chinas, in ganz Japan und auf den Philippinen, aber auch in Alaska, Kanada und weiten Gebieten der USA erreicht. In Nordskandinavien, wo Mitte Mai der Sommertourismus ganz allmählich begann, verdeckte der Mond lediglich ein winziges Segment der Sonnenscheibe (max. 3.3%).
Die Sonnenfinsternis vom 20./21.05.2012 war dank des Verlaufs ihrer Zentralzone - neben der vom 15.01.2010 - wohl die meist beobachtete ringförmige der Geschichte. Dabei spielte das Wetter in Ostasien nicht unbedingt mit, Hongkong meldete "Clouded Out" und auch in China und Japan waren viele Wolken unterwegs, denen u.a. der groß beworbene Panasonic-Webcast vom Fujijama zum Opfer fiel. Wohlweislich hatte man vorgesorgt und konnte gute Livebilder vom Ausweichstandort Wakajama liefern. Auch anderswo, z.B. in Tokyo oder im chinesischen Xiamen, klarte es noch rechtzeitig auf. In Xiamen gelangen philippinischen Amateurastronomen die wohl beeindruckendsten Fotos dieser SoFi. Dank dünner Bewölkung und horizontnaher Sonnenstellung ließen sich die Chromosphäre und Protuberanzen in selten gesehener Qualität ablichten. Auch in Tokyo und Texas wurden ähnliche Aufnahmen gemacht.
Eine zentrale Sonnenfinsternis in den astronomie- und weltraumbegeisterten USA verspricht bereits im Vorfeld ein großes Ereignis zu werden. Die Zeitungen berichteten intensiv, Space.com widmete der SoFi eine ganze Artikelreihe und Nationalparks luden zu öffentlichen Beobachtungen an besonders pittoresken Standorten ein. Das mediale Trommelfeuer blieb nicht ohne Wirkung - insbesondere im Südwesten der USA waren SoFi-Brillen kurz vor dem Event weitgehend ausverkauft. Auf dem Gelände der University of California in Boulder versammelten sich etwa 5000 Menschen zum "Rudelgucken" (Quelle). Zu den üblichen Begleiterscheinungen jeder größeren Sonnenfinsternis gehört ein Trance-Festival, welches in diesem Fall am Pyramid Lake in Nevada stattfand. Eine gut erreichbare und bei relativ geringer Bewölkungswahrscheinlichkeit stattfindende ringförmige SoFi sollte beim mitteleuropäischen Publikum eigentlich auf ein beträchtliches Interesse stoßen. Doch dies war - auch zur Überraschung einschlägiger Reiseanbieter - nicht der Fall. Zu groß war offenbar die "Konkurrenz" durch die budgetintensive Totale SoFi am 13./14.11.2012 und durch den Venustransit am 05./06.06.2012. Bezeichnenderweise kam als einzige Gruppenreise eine Tour zu Stande, welche die Beobachtung der SoFi in Arizona mit derjenigen des Venustransits auf Hawaii verband. Daneben war eine überschaubare Anzahl von deutschen Finsternisjägern auf eigene Faust unterwegs, nicht nur in den USA, sondern auch in Japan und sogar in China.
Ablauf der Ringförmigen SoFi am 20.05.2012 in verschiedenen Darstellungen. Erstellt mit Win-Eclipse 3.5 von Heinz Scsibrany (links) bzw. RedShift 4 (Mitte).
Grafik rechts NASA.
Jay Anderson hatte für diejenigen Abschnitte der Zentralzone, welche über Land verlaufen, detaillierte Karten erstellt, welche wir nachstehend zum Download bereitstellen. Die Größe der Dateien (png-Format) liegt zwischen 200 und 400 kb: Verlauf der Zentralzone und Animation der Wanderung des Mondschattens am 20.05.2012 über den USA .
Die nachfolgenden Grafiken bzw. Animationen wurden erstellt mit Win-Eclipse 3.5 von Heinz Scsibrany bzw. mit RedShift 4.
Links: Finsternismitte in Hongkong; 87.0% der Sonnenscheibe bedeckt; Dauer 3m34s.
Rechts: Ablauf der Sonnenfinsternis in Hongkong.
Links: Finsternismitte in Shanghai; 81.5% der Sonnenscheibe bedeckt.
Rechts: Ablauf der Sonnenfinsternis in Shanghai.
Links: Finsternismitte in Tokyo; 88.4% der Sonnenscheibe bedeckt; Dauer 5m04s.
Rechts: Ablauf der Sonnenfinsternis in Tokyo.
Links: Finsternismitte am Maximumspunkt (49°04'N/176°11'E) der ringförmigen SoFi; 89.2% der Sonnenscheibe bedeckt; Dauer 5m47s.
Rechts: Ablauf der Sonnenfinsternis am Maximumspunkt.
Links: Finsternismitte in Las Vegas; 86.4% der Sonnenscheibe bedeckt.
Rechts: Ablauf der Sonnenfinsternis in Las Vegas.
Links: Finsternismitte am Very Large Array in New Mexico; 87.0% der Sonnenscheibe bedeckt; Dauer 2m24s.
Rechts: Ablauf der Sonnenfinsternis am Very Large Array in New Mexico. |
WAS WAR ZU SEHEN?
Die SoFi am 20.05.2012 war ringförmig, d.h. der Mond trat genau vor die Sonnenscheibe (es kam also zu einer zentralen Verfinsterung), ohne sie aber ganz zu bedecken. Der scheinbare Durchmesser des Mondes war in diesem Fall deutlich kleiner als derjenige der Sonne. Selbst im Maximum der Verfinsterung blieb rund um die Mondscheibe ein schmaler Ring der Sonnenscheibe sichtbar, welcher etwa 10,8% der gesamten scheinbaren Sonnenfläche entsprach. Das hört sich wenig an - aber: das auf rund 1/9 reduzierte Sonnenlicht ist immer noch 45000 mal heller als der Vollmond! Eine ringförmige SoFi darf deshalb in allen Phasen nur durch spezielle Schutzbrillen oder indirekt - mit Hilfe einer Projektion - beobachtet werden. Lesen Sie hierzu bitte den Artikel von Fred Espenak. Himmelsanblick während der SoFi am 20.05.2012. Standort: Cedar City / Utah (37°42'N / 113°06'W). Diagramm erstellt mit RedShift 4
|
LITERATUR ZUR SONNENFINSTERNIS AM 20.05.2012Anonymus (2012a): Die ringförmige Sonnenfinsternis am 20./21. Mai. Sterne & Weltraum 5/2012, 66. Anonymus (2012b): Eine Finsternis und mehr. Interstellarum 83, 62-63. Dittler, Ulrich & Martina (2012): Ring of Fire über Kalifornien. Interstellarum 84, 34-37. Fischer, Daniel (2012): Fünf Finsternisjahre - Die besten totalen und ringförmigen Sonnenfinsternisse 2012-2017. Interstellarum Sonderheft 1/2012, 32-35. Fischer, Daniel; Kampschulte, Tobias & Gährken, Bernd (2012): Viel mehr als nur ein Sonnenring - Ringförmige Sonnenfinsternisse fotografieren. Interstellarum Sonderheft 1/2012, 54-58. Kowollik, Silvia (2012): Ringförmige Sonnenfinsternis über Nordamerika. Sternzeit 3/2012, 122-123. Loacker Tours (2012): Erlebniswoche in die USA und nach Hawaii. Reiseankündigung in Sterne & Weltraum 1/2012, 98. Meyer, Stefan (2013): Die ringförmige Sonnenfinsternis am 21.05.2012. VdS-Journal 44, 126. |