SAROS 128Ringförmige Sonnenfinsternisse 1958, 1976, 1994, 2012, 2030, 2048IMPRESSUM EMAIL-KONTAKT © Sonnenfinsternis.org 2011-2012, all rights reserved |
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SAROS 128 IM ÜBERBLICKMit 73 Finsternissen besitzt Saros 128 eine eher durchschnittliche Länge. Die Serie ist bereits recht alt; sie begann am 29. August 984 mit einer winzigen (Magnitude 0.01) partiellen SoFi im südlichen Atlantik vor der antarktischen Küste. Es folgten weitere 23 (!) partielle Finsternisse mit z.T. kaum merklich zunehmender Größe. Am 16. Mai 1417 fand die erste von 4 totalen SoFis statt, von denen keine länger als 1m45s dauerte. Am 28.06.1489 konnte der Mond die Sonne am Anfang der Zentralzone, wo die Erdoberfläche dem Trabanten ein paar tausend Kilometer näher war, nicht mehr vollständig überdecken. Hier war diese Finsternis ringförmig, für den weiteren Verlauf der Zentralzone wurde und blieb (!) sie total. Nach drei weiteren ringförmig-totalen SoFis mit zunehmend geringerem Anteil der totalen Phase folgte die erste durchgehend ringförmige Finsternis am 11.08.1561. Am Maximumspunkt betrug ihre Länge 27 Sekunden. In den folgenden Saros-Perioden nahm die Annularitätsdauer rasch zu; gleichzeitig verlagerten die Finsterniszonen, nachdem sie den Äquator fast schon erreicht hatten, wieder nach Süden. Dies lag daran, dass die Finsternistermine in den Südsommer wanderten, sodass sich die Erdachse immer mehr von der Finsterachse wegneigte. Am 01.02.1832 und am 12.02.1850 fanden die mit jeweils 8m35s längsten zentralen SoFis des Saros 128 über dem Pazifik bzw. dem Indischen Ozean statt. Zu dieser Zeit wanderten die Finsterniszonen bereits wieder nach Norden, zunächst sehr langsam, im 20. Jh. dann in immer größeren Schritten. Die Finsternislänge nahm mit jeder Sarosperiode um etwa 20 bis 25 Sekunden ab. Beide Trends setzen sich im 21. Jh. fort. Wenn der Gegenschatten des Mondes am 25.07.2120 in Nordsibirien zum letzten Mal die Erdoberfläche trifft, ist der Feuerring noch für maximal 4 Minuten sichtbar. Saros 128 klingt mit 9 partiellen Finsternissen aus, deren letzte am 01.11.2282 in Ostsibirien stattfinden wird.
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HISTORISCHE UND ZUKÜNFTIGE SOFIS DES SAROS 128Eine Expedition des moldavischen Astronomen Nicolay Donitch in die Zentralzone der SoFi vom 17.03.1904 [1], welche durch Indochina verlief, brachte Saros 128 erstmals in die Fachliteratur. Größere Aufmerksamkeit fand die nachfolgende Finsternis am 28.03.1922, bei der Europa im Halbschatten des Mondes lag. Viele Observatorien führten routinemäße Beobachtungen durch, welche allerdings in Deutschland durch Wolken stark beeinträchtigt wurden [3]. Eine Saros-Periode später, am 07.04.1940, erstreckte sich die Zentralzone über den Süden der USA. Zu dieser Zeit hatten ringförmige SoFis eine gewissen Bedeutung erlangt, denn man konnte bei Ihnen (wie auch bei totalen und sogar bei partiellen SoFis) den Einfluss der Sonnenstrahlung auf die Ionosphäre studieren. Zudem boten sie eine gute Möglichkeit, um die Stärke der Randverdunklung der Sonne zu beobachten. Entsprechend nutzten einige amerikanische Forscher die für sie so günstige Gelegenheit [2]. Die nachstehenden Grafiken und die Animation wurden erstellt mit Win-Eclipse 3.6 von Heinz Scsibrany. Verlauf der Zentralzone der Ringförmigen Sonnenfinsternis am 17.03.1904 durch Indochina.
Verlauf der Zentralzone der Ringförmigen Sonnenfinsternis am 28.03.1922 südlich von Europa.
Verlauf der Zentralzone der Ringförmigen Sonnenfinsternis am 07.04.1940 durch Mexiko und die USA.
18 Jahre später, am 19.04.1958, wurden ganz ähnliche Untersuchungen in Ostasien von den dortigen Forschern durchgeführt. Seit 1946 gehörten auch radioastronomische Untersuchungen der Sonne zum Standardprogramm, um den Ursprung der solaren Radioemissionen auf der Sonnenoberfläche möglichst genau einzugrenzen. Die Idee dabei war, dass Radiostrahlung unterbrochen wird, sobald der Mond deren Quelle bedeckt. Hierzu konnte man neben ringförmigen und totalen Finsternisse auch partielle nutzen. Als Saros 128 am 29.04.1976 zurückkehrte, waren es in erster Linie europäische Wissenschaftler, insbesondere aus dem damaligen Ostblock, welche das oben skizzierte Untersuchungsspektrum abdeckten. Da die Zentralzone sich u.a. durch Griechenland zog, war dieses Ereignis auch von touristischem Interesse. Wiederum 18 Jahre später hatten hochauflösende Radioteleskope bzw. Radaranlagen und Satelliten zur Erforschung der Hochatmosphäre ringförmige SoFis in die wissenschaftliche Bedeutungslosigkeit verbannt. Da sich die Zentralzone am 10.05.1994 erneut über die USA zog, war dies die erste bedeutende Sonnenfinsternis, welche ganz den Touristen und Amateurastronomen gehörte. Die wiederum in den USA, aber auch in China und Japan sichtbare SoFi vom 20.05.2012, welche z.B. in Hongkong und Tokyo ringförmig war, gehörte zu den meist beobachteten der Geschichte. Die folgenden 2 Finsternisse des Saros 128 meinen es gut mit den mitteleuropäischen Finsternisfans, denn ihre Zentralzonen werden sich (u.a.) über das Mittelmeergebiet (01.06.2030) und Skandinavien (11.06.2048) erstrecken. Die nach 2048 noch verbleibenden vier zentralen SoFis des Saros 128 (22.06.2066, 03.07.2084, 15.07.2102, 25.07.2120) finden fast ausschließlich in der kanadischen bzw. sibirischen Arktis statt. Bei der Finsternis 2084 beginnt die Zentralzone im europäischen Teil Russlands. |
LITERATUR ZU SAROS 128 UND SEINEN FINSTERNISSENLiteraturangaben zu den SoFis des Saros 128 ab dem Jahr 1958 finden sich auf unseren Info-Seiten zu den jeweiligen Finsternissen. Delporte, E. (1922): Eclipse partielle de Soleil du 28 mars 1922. Ciel et Terre 38, 226. [1] Donitch, Nikolay (1906): Observations de l'éclipse annulaire de soleil du 16-17 mars 1904 à Pnom-Penh (Cambodge). Bulletin Astronomique, Serie I, 23, 385-391. [2] Elvey, C. T. (1940): The annular Eclipse of the sun on April 7, 1940. Popular Astronomy 48, 287-291. Gallo, Joaquin (1940): The annular Eclipse of April 7, 1940, at Chihuahua. Popular Astronomy 48, 479-480. Guthrie, D. V. & Rense, W. A. (1940): Observations of the annular eclipse of April 7, 1940. Popular Astronomy 48, 296-297. Hulburt, E. O. (1939): The E-Region of the Ionosphere during the Annular Solar Eclipse of April 7, 1940. Terrestrial Magnetism and Atmospheric Electricity 44 (4), 379-381. Quenisset, F.; Mascart, J.; Esclangon, E. & Touchet, E. (1922): L'Eclipse Partielle et Annulaire de Soleil du Mars 1922. L'Astronomie 36, 212-219. Storer, N. W. (1940): Observations of the annular eclipse of April 7, 1940. Popular Astronomy 48, 343-347. Tscherny, S. D. (1922): Observations made during the partial eclipse of the sun on 1922 March 28 at the University Observatory, Rostov on Don. Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 82, 430. [3] Wolf, M.; Hartwig, E.; Kaiser, F. & Luther, W. (1922): Sonnenfinsternis am 28. März 1922. Astronomische Nachrichten 215, 375. |