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SONNENFINSTERNISSE IN DER ANTARKTIS

Ein historischer Überblick

Sonnenfinsternis 2014

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SONNENFINSTERNISSE IN DER ANTARKTIS

Im Vorfeld der SoFi am 23.11.2003 kam die Vermutung auf, dies sei die erste totale Sonnenfinsternis, welche auf dem 6. Kontinent beobachtet werden würde. Sofern man nur das antarktische Festland berücksichtigt, kann dies durchaus zutreffen. Zwar tummelten sich in den Gewässern um die Antarktis schon seit dem frühen 19. Jahrhundert Robben- und Walfangschiffe. Sehr wahrscheinlich kam es dabei auch zu gelegentlichen Landungen auf der antarktischen Halbinsel. Doch erst Mitte der 90er-Jahren des 19. Jh. begann die systematische Erkundung des Festlands. Seitdem haben dort 7 totale Sonnenfinsternisse stattgefunden.
Alle Diagramme auf dieser Seite wurden mit WIN-ECLIPSE 3.7 von Heinz Sscibrany erstellt.
Daten zur Geschichte der Antarktis und zu den Stationen wurden folgenden Quellen entnommen:
- Lonely Planet: Antarctica von Jeff Rubin
- Reisehandbuch Antarktis von Christian Walther
21.09.1903
Der Kernschatten dieser SoFi der Saros-Serie 123 wanderte aus dem südlichen Indischen Ozean kommend über die Davis-See, um beim West Ice Shelf das antarktische Festland zu erreichen. Die Zentralzone erstreckte sich weiter über Wilkes Land bis in das transantarktische Gebirge. Es war noch die Zeit der ersten Entdecker. Nun sind diese frühen Expeditionen sehr gut dokumentiert, und keine hat sich zur fraglichen Zeit im oben skizzierten Gebiet aufgehalten.
Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 21.09.1903
Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 21.09.1903
09.05.1910
Die Saros-Serie 117 hatte der Antarktis im 19. Jahrhundert eine Reihe von SoFis gebracht. Diese hier war die letzte, die das antarktische Festland berührte, und zwar in der Gegend, wo heute die australische Forschungsstation Casey liegt. An permanente Stationen war damals natürlich noch nicht zu denken, vielmehr ging das Wettrennen zum Südpol in seine letzte Phase. Doch keine Expedition hielt sich in dem vom Kernschatten getroffenen Gebiet der Ostantarktis auf.
Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 09.05.1910
Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 09.05.1910
01.10.1921
Vom Südpazifik durch die Drake-Passage, über die Nordspitze der antarktischen Halbinsel und die Weddell-See bis zum geographischen Südpol zog sich die Zentralzone einer weiteren SoFi der Saros-Serie 123. Damals gab es auf dem antarktischen Festland noch keine Stationen, und Oktober ist absolut nicht die Jahreszeit für Landexpeditionen. Es ist aber immerhin denkbar, dass Walfänger auf den vorgelagerten South Shetland Islands diese Sonnenfinsternis beobachtet haben.
Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 01.10.1921
Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 01.10.1921
12.10.1939
Am 12.10.1939 zog der Kernschatten der Sonne über Terre Adélie, das transantarktische Gebirge und wiederum den geographischen Südpol. Damals gab es allerdings noch keine Antarktis-Stationen, weshalb diese SoFi, die ebenfalls zum Saros 123 gehörte, zumindest auf dem antarktischen Festland wohl von niemandem beobachtet wurde.
Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 12.10.1939
Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 12.10.1939
23.10.1957
Die Sonnenfinsternis vom 23.10.1957 war die letzte Totale im Saros 123. Genau wie am 29.04.2014 verfehlte die Zentrallinie die Erde. Die extrem kleinflächige Zentralzone berührte das antarktische Festland an der Küste von Dronning Maud Land, einige hundert Kilometer nördlich der 1956 errichteten britischen Station Halley. Da Oktober nicht die Zeit für grössere Expeditionen abseits der Unterkünfte ist, blieb die Schwarze Sonne wohl auch in diesem Fall unbeobachtet.
Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 23.10.1957
Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 23.10.1957
12.11.1985
Am 12.11.1985 zog der Kernschatten über die Ross-See und einen kleinen Bereich des antarktischen Festlandes in der Gegend um Cape Adare. Im Jahr 1985 gab es dort schon lange keine Forschungsstation mehr. Andererseits sollten noch einige Jahre vergehen, bis nach dem Ende des kalten Krieges russische Eisbrecher die Antarktis für den Kreuzfahrt-Tourismus erschlossen. So blieb diese Totale SoFi ohne Augenzeugen und ist die bislang (Stand April 2014) letzte Sonnenfinsternis, in deren Zentralzone sich niemand aufhielt.
Dies war nach dem 02.11.1967 (Sichtbarkeit: nördliche Weddell-See) die zweite totale SoFi des noch jungen Saros 152, welcher in den kommenden 200 Jahren als einzige Saros-Serie Totale Sonnenfinsternisse auf dem antarktischen Festland hervorbringen wird.
Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 12.11.1985
Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 12.11.1985
23.11.2003
Die Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis vom 23.11.2003, welche wiederum zum Saros 152 zählte, zog sich über die östliche Antarktis und überstrich dort mit Mirny, Maitri und Nowolazarevskaja drei Forschungsstationen. Zur letztgenannten wurde in Zusammenarbeit mehrerer Touranbieter eine touristische Expedition organisiert. Die Teilnehmer waren bei besten Wetterbedingungen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die ersten Menschen, welche eine Totale Sonnenfinsternis auf dem antarktischen Festland sahen - unmittelbar über dem Horizont.

Dokumentation der erfolgreichen Finsternis-Expedition nach Nowolazarevskaja.
Daneben konnte man zur SoFi vom 23.11.2003 zwischen zwei Beobachtungsflügen (ab Australien und Chile) über dem antarktischen Eisschild, einer Eisbrecher-Kreuzfahrt mit Beobachtung vor der Küste des Kontinents und einer weiteren Landexpedition (die dann aber im Vorfeld abgesagt wurde) wählen - sofern man ein Budget von bis zu EUR 30000,- zur Ver­fügung hatte.
Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 23.11.2003
Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis am 23.11.2003
Fazit
Vor dem 23.11.2003 hatte noch niemals hat der Kernschatten des Mondes eine Antarktis-Station überstrichen. Sieht man einmal von dem eher unwahrscheinlichen Fall ab, dass eine überwinternde Expedition eine der SoFis beobachtet hat, ohne davon Bericht zu geben, so ist wohl anzunehmen, dass die Schwarze Sonne auf dem antarktischen Festland von Menschen bis dahin nicht gesehen worden war.
Was ringförmige SoFis angeht, so gibt es zumindest zwei gute Kandidaten für eine eventuelle Beobachtung, nämlich am 26.01.1990 und am 07.03.1932. Die nachweislich erste Beobachtung einer Ringförmigen Sonnenfinsternis auf dem 6. Kontinent gelang aber erst am 07.02.2008 durch den Finsternisjäger und Extremalpinisten Xavier Jubier mit einem Begleiter auf dem 4892m hohen Mt. Vinson (Fotos).
Partielle Sonnenfinsternisse bzw. die partiellen Phasen Ringförmiger und Totaler Sonnenfinsternisse sind auf dem antarktischen Festland vor 2003 bereits des öfteren gesehen worden. So hat Michael Bilos die Partielle SoFi vom 05.02.2000 von der McMurdo-Station aus fotografiert.