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Sonnenfinsternis - wo beobachtet man am besten

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WO IST DER BESTE BEOBACHTUNGSORT?

IN HEIMISCHEN GEFILDEN
Der beste Beobachtungsplatz für eine Sonnenfinsternis kann durchaus der eigene Vorgarten sein. Wichtig ist eigentlich nur, dass Sie freien Blick zur Sonne haben. Bei einer Finsternis, die in Horizontnähe stattfindet - wie z.B. am 31.05.2003 oder am 04.01.2011 - ist es in Großstädten oder Mittelgebirgen gar nicht so einfach, einen geeigneten Beobachtungsstandort zu finden. Es ist daher sinnvoll, sich bereits einige Tage vor dem Ereeignis entsprechend umzuschauen. Wenn die Frage des Beobachtungsortes geklärt ist, brauchen Sie nur noch eines: einen klaren Himmel! Und das ist bei uns in Mitteleuropa mit seiner oft launischen Witterung ein nicht zu verachtendes Problem. Für eine erfolgreiche Beobachtung sind die kurzfristigen Wetterprognosen deshalb von zentraler Bedeutung. Wer ein Auto zur Verfügung hat, kann dank der gut ausgebauten Verkehrwege in wenigen Stunden einige 100 Kilometer fahren. Dass ganz Mitteleuropa unter einer geschlossenen Wolkendecke liegt, ist dann doch nicht an allzu vielen Tagen der Fall.
Wenn man das Wetterrisko minimieren möchte, kann man auch einen Abstecher in klimatisch begünstigtere Regionen ins Auge fassen, z.B. ins Mittelmeergebiet. Das setzt natürlich voraus, dass die Finsternis dort überhaupt zu sehen ist. In der Regel wird man für eine partielle Sonnenfinsternis ohnehin keinen Reiseaufwand betreiben.
AUF REISEN
Möchte man eine ringförmige oder totale Sonnenfinsternis erleben, führt in den nächsten Dekaden an einer Reise kein Weg vorbei. Dabei gelangt man oft in Zielgebiete, in denen schon aus logistischen Gründen an kurzfristiges Ausweichen per Auto oder Bus kaum zu denken ist. Hinzu kommt, dass die Zentralzone im Durchschnitt kaum breiter als 150 km ist, was selbst bei vorhandenen Ausweichoptionen zu Einschränkungen führt. Besonders wichtig ist es daher, bereits vor der Reisebuchung die möglichen Zielgebiete auf ihre Eignung zu prüfen. Dabei sind dann neben den klimatischen Daten noch andere Faktoren zu berücksichtigen, und zwar in nachstehender Reihenfolge:
1) Die regionalen politischen und/oder geografischen Verhältnisse müssen eine Reise in das Gebiet zulassen.
Gebiete, in denen kriegerische Handlungen stattfinden, eignen sich nun einmal nicht als Reiseziele. Große Teile der Arktis und Antarktis sind für normale touristische Reisen nicht zugänglich, sondern allenfalls allenfalls wenige Monate im Jahr im Rahmen von (sehr teuren) Expeditionen oder Kreuzfahrten erreichbar.
2) Die statistische Wahrscheinlichkeit für einen klaren Himmel sollte hoch sein.
Wolken sind der größte Feind astronomischer Beobachtungen. Jede Planung beginnt daher damit, dass unter den prinzipiell erreichbaren Gegenden (s. Punkt 1), diejenige ausgewählt wird, welche statistisch gesehen die besten Chancen auf einen klaren Himmel bietet.
3) Die Sonne sollte möglichst hoch am Himmel stehen.
In Horizontnähe häufen sich bekanntlich die Wolken. Das liegt daran, dass der Blick zum Horizont durch die Atmosphäre einige hundert Kilometer weit reicht. Und auf einer solchen Strecke ist Platz für viele Wolkenschichten. Mit zunehmender Sonnenhöhe nimmt die Wahrscheinlichkeit für störende Bewölkung dagegen exponentiell ab. Umgekehrt bedeutet dies, dass Sonnenhöhen unter 10 Grad tunlichst vermieden werden sollten, während Sonnenstände über 30 Grad ziemlich problemlos ist. Alles dazwischen ist Abwägungssache.
Man sollte jedoch die Sonnenhöhe als Entscheidungsfaktor nicht über­bewerten. Es gibt nämlich auch Wet­tersituationen, in denen eine hori­zontnahe Sonne die erfolgreiche Beobachtung gerade erst ermöglicht, weil man unter einer hohen geschlos­senen Wolkendecke hindurch auf einen weit entfernten wolkenfreien Bereich blickt. Bei der Ringförmigen Sonnenfinsternis am 31.05.2003 (Island) war dies z.B. der Fall.
4) Die Verkehrsinfrastruktur sollte möglichst gut entwickelt sein.
Hat man einen Beobachtungsort mit geringem Bewölkungsrisiko, wie z.B. 2008 in der Wüste Gobi, wird man sich über Ausweichmöglichkeiten eher wenig Gedanken machen. Liegt aber eine Situation wie 2003 in Island vor, ist ein gut ausgebautes Straßennetz geradezu eine Notwendigkeit, um vielleicht noch die rettende Wolkenlücke zu erreichen.
5) Die Zeit der totalen Verfinsterung sollte möglichst lang sein.
Hat man auf Grund der Kriterien 1 bis 4 mehrere Reiseziele zur Auswahl, so wird man im Zweifelsfall dasjenige auswählen, welches die längste Finsternisdauer verspricht. Für wis­senschaftliche Beobachtungen z.B. der Chromosphäre kann aber durchaus der Rand der Zentralzone der geeignete Standort sein, weil dort die unterste Sonnenatmosphäre län­ger sichtbar ist als auf der Zentral­linie.
Neben den aufgeführten objektiven Kriterien spielen selbstverständlich auch subjektive Erwägungen bei der Auswahl des Zieles einer Finsternis­reise eine große Rolle, z.B. Vorlieben für ein bestimmtes Land, eine Reise­art und nicht zuletzt das zur Ver­fügung stehende Budget. Da das auch die Reiseanbieter wissen, hat man bei den meisten Sonnenfinster­nissen eine breite Auswahl an organi­sierten Touren in verschiedene Ziel­gebiete, darunter auch solche, die aus klimatischen Gründen nicht un­bedingt erste Wahl sind.
ALTERNATIVEN AUF DEM MEER UND IN DER LUFT
Je nach Verlauf der Zentralzone ist auch die Teilnahme an einer Kreuzfahrt zu erwägen. Selbst in abgelegenen Regionen können die Kapitäne heute aktuelle Wetterbilder und Prognosekarten via Satellit empfangen und folglich gezielt wolkenfreie Gebiete in der Zentralzone ansteuern. Der große Vorteil dabei ist, dass die Bewegungsfreiheit auf See in der Regel viel höher als an Land ist. Man sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass ein Schiff keine stabile Plattform ist. Für diejenigen, die ein ausgiebiges Foto- und Videoprogramm planen, ist dies ganz klar ein Nachteil.
Die ultimative Lösung des Wetterproblems ist die SoFi-Beobachtung aus einem Flugzeug in 10 - 12 km Höhe. Bei speziellen "Eclipse-Flüge", wie sie gelegentlich angeboten werden, bekommt man die verfinsterte Sonne mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu sehen. Diesen Vorteil erkauft man mit dem weitgehenden Verzicht auf das Erlebnis Sonnenfinsternis. Das Geschehen läuft durch das Fenster des Flugzeuges betrachtet eher wie ein Film ab. Andererseits kann man bei einer totalen Sonnenfinsternis den Mondschatten von oben auf den Wolken sehen - ein Anblick, der normalerweise den Besatzungen von Raumstationen vorbehalten bleibt.
Wer filmen oder fotografieren möchte, hat in einem Flugzeug genau wie auf einem Schiff das Problem der instabilen Plattform. Damit man durch die vergleichsweise kleinen Fenster eines Flugzeuges bequem beobachten, fotografieren und filmen kann, darf die Sonne keinesfalls höher als 25 - 30 Grad am Himmel stehen. Beobachtungsflüge haben deshalb in der Regel Anfang oder Ende der Zentralzone als Ziel. Eine Ausnahme sind Finsternisse in hohen geografi­schen Breiten, bei denen die Sonne im gesamten Verlauf bisweilen nicht höher als 10 der 20 Grad am Himmel steht.


Wir möchten dieses Kapitel nicht abschließen, ohne auf einen ganz entscheidenden Aspekt hinzuweisen, der die Wetterdiskussion zu relativie­ren vermag: Eine Totale Sonnen­finsternis ist das einzige Himmels­schauspiel, dass durch eine Wolken­decke nicht vollständig ruiniert wer­den kann. Die zuerst unmerklich zu­nehmende, dann aber schlagartig einsetzende Dunkelheit ist selbst unter Wolken ein gespenstisches, je nach Gemütslage auch als bedrohlich empfundenes elementares Natur­erlebnis.