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SCHWARZE SONNE ÜBER BRASILIEN

Totale Sonnenfinsternis am 20.05.1947

Sonnenfinsternis 1947

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DIE SONNENFINSTERNIS AM 20.05.1947 IM RÜCKBLICK

Die Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis vom 20.05.1947 (Diagramm von Fred Espenak) begann über dem Pazifischen Ozean knapp vor der chilenischen Küste. Auf seinem Weg nach Nordosten zog der Kernschatten über Chile, Argentinien, Paraguay und Brasilien in den mittleren Atlantik. Dort wurde am Äquator die maximale Totalitätsdauer von 5m13s erreicht. Der Finsternispfad bewegte sich jetzt in etwa östlicher Richtung auf Afrika zu, um dort die Küstenregionen zwischen den heutigen Staaten Liberia und Kamerun zu überqueren. Danach ließ die Schwarze Sonne sich noch über den Regenwäldern Zentralafrikas sehen. Minuten später endete die Sonnenfinsternis im Grenzgebiet Kenia/Tanzania.

Seit 1936 waren durch die Unzugänglichkeit der Zentralzonen und in Folge der Kriegswirren kaum noch Expeditionen zu Totalen Sonnenfinsternissen unternommen worden. Nachdem viele Wissenschaftler am 09.07.1945 davon profitiert hatte, dass die Zentralzone durch die USA, Europa und die UdSSR verlaufen war, bot die SoFi vom 20.05.1947 erstmals wieder die Chance, aufwendige Forschungsreisen zu realisieren. Ein 1946 erschienenes Bulletin des Nautical Almanac Office zeigte, dass die Region um Córdoba in Argentinien die besten Chancen auf klaren Himmel bot. Allerdings würde die Sonne dort tief stehen, was für Beobachtungen der Korona ungünstig war. Daher wurde nach einer Inspektionsreise das Städtchen Bocaiúva im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais als Ziel einer großen und sehr aufwendigen Expedition der US-amerikanischen National Geographic Society in Verbindung mit der Air Force gewählt (s. Anonymus 1946b & 1947, Briggs 1947). Fast alle der 73 Wissenschaftler, 25 Tonnen Equipment und 16 Tonnen Nahrungsmittel wurden mit Flugzeugen an ihr Ziel gebracht - damals ein Novum. Von diesem Unternehmen gibt es ein ausführliches Filmdokument. Die Air Force stellte einen B 17-Bomber zur Verfügung, aus welchem die Schwarze Sonne in etwa 9200m Höhe fotografiert wurde. Zu den sehr unterschiedlichen Forschungsvorhaben erschienen diverse Publikationen (Savitt 1947, Richardson & Hulburt 1949 & 1950, Briggs 1957).
Die groß angelegte Expedition hinterließ in Bocaiúva einen bleibenden Eindruck. Noch 70 Jahre später erinnerte man sich an jenen denkwürdigen 20. Mai zurück und würdigte ihn in mehreren TV-Beiträgen (1, 2, 3).

Weniger erfolgreich verlief eine Expedition der Brown University nach Araxá (ebenfalls Bundesstaat Minas Gerais), denn dort präsentierte sich der Himmel während der Finsternis bewölkt (Smiley 1947). Jedoch konnte man sich mit 15000 astronomischen Beobachtungen trösten, welche zu größten Teil während der langen und von zahlreichen Verzögerungen geprägten Schiffspassagen von und nach New York gewonnen wurden.

Australische Radioastronomen hatten eine groß angelegte Expedition nach Brasilien geplant. Diese scheiterte an der nicht zu bewältigenden Logistik für den Transport des Equipments. Die vorgesehenen Experimente wurden dann während der Sonnenfinsternis am 01.11.1948 auf heimischem Boden nachgeholt (Wendt et al. 2008). Erfolgreicher war eine sowjetische Mission, welche die Radioantennen nicht nur per Schiff in die Zentralzone transportierte, sondern auch direkt auf See die Messungen durchführte. Es war eine der ganz wenigen Sonnenfinsternis-Expeditionen, bei denen ein Schiff als Beobachtungsplattform diente. Wissenschaftlich bedeutend war die Feststellung, dass die Radioemissionen im Bereich der Wellenlänge 1.5m während der Totalität nicht aussetzten, sondern lediglich auf 40% des Ausgangswertes sanken. Damit war klar, dass die Korona einen erheblichen Beitrag zur Radiostrahlung der Sonne liefert (Dagkesamanskii 2007). Von nun an gehörten radioastronomische Untersuchungen der Korona für viele Jahre zum Standardprogramm bei Sonnenfinsternissen.

Der Komet C/1947 F1 (Rondanina-Bester) durchlief am 20.05.1947 sein Perihel. George van Biesbroeck, der zur Beobachtung der SoFi nach Bocaiúva gereist war, gelang wenige Stunden vor (nicht während!) der Sonnenfinsternis in der beginnenden Morgendämmerung die - soweit bekannt - einzige freiäugige Beobachtung dieses Schweifsterns. Nach diesem kleinen Bonus wandte der bekannte Astronom sich seiner eigentlichen Aufgabe zu, welche in einer Wiederholung des "Einstein-Experiments" bestand. Zwar war dieses bereits 1919 und 1922 erfolgreich durchgeführt worden und hatte bei der zweiten Gelegenheit einen nicht mehr zu bezweifelnden Beweis gebracht, dass die Masse der Sonne tatsächlich Lichtstrahlen krümmt. Doch die Ergebnisse waren zumindest für Van Biesbroecks Geschmack nicht genau genug gewesen. Durch widrige Umstände, auf die er in seiner Publikation (Van Biesbroeck 1950) näher eingeht, gewann er jedoch ebenfalls keine wirklich präzisen Daten. Der damals bereits pensionierte Wissenschaftler ließ sich davon jedoch nicht entmutigen und unternahm 1952 einen neuen, erfolgreicheren Anlauf.

Das finnische Geodätische Institut hatte gleich zwei Expeditionen organisiert, nach Brasilien und an die afrikanische Goldküste. Durch genaue Bestimmung des 2. und 3. Kontaktes mit Hilfe speziell konstruierter Kameras und von per Funk übertragenen Zeitsignalen, gelang es den Abstand zwischen den beiden mehrere 1000km auseinanderliegenden Stationen auf etwa 100m zu bestimmen (Kukkamäki 1954). Eine noch größere Genauigkeit scheiterte an dem unzureichend bekannten Mondrand-Profil. Trotzdem war dieses Ergebnis ein großer Erfolg, da Distanzen über Ozeane hinweg mit den üblichen Triangulationsmethoden nicht vermessbar waren.
Auch in Afrika ist die Erinnerung an jene längst vergangene Sonnenfinsternis lebendig, wie zwei Filmdokumentationen belegen.

Was nun das laut Wetterstatistiken am meisten begünstigte Argentinien betrifft, so sprangen die einheimischen Astronomen in die Bresche (auch Perrine 1947).

Daten zur Finsternis
Allgemeine Angaben
  • Saros-Serie: 127 (54. von 82 Finsternissen)
  • Globale Dauer der gesamten Finsternis: 5h13m
  • Globale Dauer der totalen Finsternis: 3h18m
Kenndaten des Finsternismaximums
  • Zeitpunkt: 20.05.1947, 13:47:20.4 UT
  • Geografische Position: 00°11.3'N / 21°22.0'W
  • Sonnenhöhe: 69.3°
  • Azimuth: 342.8° (NNW)
  • Gamma: -0.3528
  • Finsternisgröße: 1.0557
  • Totalitätslänge: 5m13.5s
  • Breite der Zentralzone: 195.6 km

Ablauf der Sonnenfinsternis am 20.05.1947. Erstellt mit Win-Eclipse 3.5 von Heinz Scsibrany.

Adom TV: Madam Margaret Nketiah Speaks on Solar Eclipse 1947 (Video)

Bericht über eine sowjetische Expedition

Fred Espenak: Path of the Total Solar Eclipse of 1947 May 20

Fred Espenak: Total Solar Eclipse of 1947 May 20

Jim Hammer: National Geographic eclipse expedition, Brazil 1947

Heavens Above: Totale Sonnenfinsternis, Dienstag, 20. Mai 1947

Histoire Afrique: Eclipse totale du 20 Mai 1947 Au Cameroun (Video)

Historis de la Astronomía: Eclipse Total de Sol de 1947
(Ausführlicher Rückblick aus argentinischer Sicht, mit zahlreichen Fotos und historischen Zeitungsausschnitten)

HM Nautical Almanac Office: Total Eclipse of the Sun - 1947 May 20

Bill Kramer: Solar Eclipse Chasing in the air

Ronaldo Alves Leite: Bocaiuva/MG. Eclipse Solar (Video)

NG Library: Eclipse Hunting in Brazil (1947) (Video)

Patrick Poitevin: The Eclipse of 20 May 1947

"REDEMAISHD": Há 70 anos - eclipse movimentou cidade do Norte de Minas (Video)

Ian Cameron Smith: Total Solar Eclipse of 20 May, 1947 AD

Timeanddate.de: 20. Mai 1947 - Totale Sonnenfinsternis

Michael Zeiler: Solar eclipse maps from 1941 to 1950

LITERATUR UND QUELLEN ZUR SONNENFINSTERNIS AM 20.05.1947

Anonymus (1946a): The Total Eclipse of May 20, 1947. Sky and Telescope 5, 2.

Anonymus (1946b): Eclipse Plans for May 20, 1947. Popular Astronomy 54, 492.

Anonymus (1947): National Geographic Society-Army Air Forces 1947 Solar Eclipse Expedition. Popular Astronomy 55, 225-226.

Boss, Lewis J. (1947): The Total Solar Eclipse of May 20, 1947. Popular Astronomy 55, 258-260.

Briggs, Lyman J. (1947): A 1947 Eclipse Expedition. The Scientific Monthly 64 (3), 208-210.

Briggs, Lyman J. (1957): Observed and computed radiation from first to fourth contact during a total solar eclipse. EOS 38 (1), 17-20.

Dagkesamanskii, R.D. (2007): The Pushchino Radio Astronomy Observatory - origin and first decade's history. Astronomische Nachrichten 328, 395-407.

Gama, Lelio I. (1948): Magnetic Effects Observed at Vassouras, Brazil, during the Solar Eclipse of may 20, 1947. Terrestrial Magnetism and Atmospheric Electricity (Journal of Geophysical Research) 53 (4), 405-428.

Grosvenor, Gilbert (1947): Eclipse expedition to study ionosphere. Journal of Geophysical Research 54 (2), 265-267.

Hargreaves, J. (1949): Observations of the Total Solar Eclipse at Araxa, Brazil, 1947, May 20. Journal of the Royal Astronomical Society of Canada 43, 229-236.

Kukkamäki, T.J. (1954): Results obtained by the Finnish solar eclipse expeditions, 1947. EOS 35 (1), 99–102.

Link, F. & Grunbaum, J. (1948): Mission tchécoslovaque pour l'observation de l'éclipse totale de Soleil du 20 mai 1947 au Brésil. Bulletin of the Astronomical Institutes of Czechoslovakia 1, 18-19.

Nautical Almanac Office, United States Naval Observatory (1946): Total eclipse of the sun, May 20, 1947. 48 S., U.S. Govt. Print. Off., Washington.

Perrine, C. D. (1947): The Total Solar Eclipse of May 20, 1947, in Córdoba. Publications of the Astronomical Society of the Pacific 59, 188-189.

Richardson, R. A. & Hulburt, E. O. (1949): Solar Illumination and Zenith Sky Brightness during the Total Solar Eclipse of may 20, 1947. Journal of Geophysical Research 54 (3), 229-238.

Richardson, R. A. & Hulburt, E. O. (1950): The Illumination from the Solar Crescent Near Totality of the Eclipse of may 20, 1947. Astrophysical Journal 111, 99-103.

Savitt, J. (1950): Recombination and attachment in the F-region during the eclipse of May 20, 1947. J. Geophys. Res. 55(4), 385–394.

Smiley, Charles H. (1947): he Brown University-Skyscrapers Eclipse Expedition of may 20, 1947. Popular Astronomy 55, 417-421.

Stratton, F.J.M (1947a): The total solar eclipse of May 20, 1947. Nature 159, 287-288.

Wendt, Harry; Orchiston, Wayne & Slee, Bruce (2008): The Australian Solar Eclipse Expeditions of 1947 and 1949. Journal of Astronomical History and Heritage 11 (1), 71 - 78.

Van Biesbroek, G. (1950): The Einstein shift at the eclipse of May 20, 1947, in Brazil. Astronomical Journal 55, 49-53.