EASTCOAST DREAMSTotale Sonnenfinsternis am 07.03.1970IMPRESSUM EMAIL-KONTAKT © Sonnenfinsternis.org 2010-2017, all rights reserved |
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DIE SONNENFINSTERNIS AM 07.03.1970 IM RÜCKBLICKIn den USA fand die SoFi vom 07.03.1970 (Diagramm von Fred Espenak) großes Interesse. Zahlreiche Amerikaner reisten – wie schon die Briten bei der totalen Finsternis anno 1927 - auf eigene Faust in die Kernschattenzone, viele andere wohnten dort und mussten nur aus dem Haus gehen, um die Finsternis zu sehen. An der Ostküste war ein junger Student im geliehenen Auto seiner Eltern auf der Jagd nach der Schwarzen Sonne; sein Name: Fred Espenak. Nicht nur bei ihm, sondern auch bei vielen anderen, die diese Finsternis erlebt hatten, erwuchs der Wunsch nach einer Wiederholung. Das bedeutete geduldiges Warten – in diesem Fall allerdings "nur" 9 Jahre – bis der Kernschatten des Mondes wieder über die USA streichen würde. Bis dahin würden lediglich einige Wissenschaftler in fernen Ländern unter der Schwarzen Sonne stehen, so wie es seit über 100 Jahren gewesen war … aber warum eigentlich? Warum sollten nur Forscher regelmäßig in den Genuss eines solch grandiosen Naturschauspiels kommen? Oder Angehörige einer astronomischen Vereinigung wie der VdS, die ab und an Vereinsreisen zu Sonnenfinsternissen organisierten?* Was sprach im beginnenden Zeitalter des weltweiten preiswerten Tourismus dagegen, dass Frau und Herr Jedermann zur nächsten Sonnenfinsternis reisen? Eigentlich nichts mehr ... und mit den vielen Amerikanern, die am 09.03.1970 von der Schwarzen Sonne fasziniert worden waren, war der Markt für solche Unternehmungen mit einem Male vorhanden, das Tor zu einem neuen Zeitalter der Sonnenfinsternis-Expeditionen geöffnet.
Erwähnung findet die SoFi 1970 bis heute auch in einem weniger erfreulichen Zusammenhang: damals wurden mindestens 145 Fälle von Augenschäden in Folge unvorsichtiger Sonnenbeobachtung dokumentiert. * Die Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) hatte zu den in Europa sichtbaren Totalen Sonnenfinsternissen 1954 (Schweden - Insel Galtö, 36 Teilnehmer), 1959 (Kanaren) und 1961 (Italien - Florenz) sowie zur Ringförmigen 1966 (Griechenland - Athen) Mitgliederreisen durchgefürt. 1970 stand nach 1963 (Kanada) bereits zum zweiten Mal ein Ziel außerhalb Europas auf dem Programm. Die dreiwöchige Reise nach Florida war recht abenteuerlich; der Hinflug führte mit einem Tag Zwischenaufenthalt via Rekyjavík nach New York; von dort ging es per Bus nach Florida hinunter. Der Rückflug erfolgte über die Bahamas. Der Reisepreis belief sich auf DM 1895,-. Etwa 40 Personen, darunter einige aus dem deutschsprachigen Ausland, meldeten sich zu der u.a. über die Zeitschrift "Sterne & Weltraum" beworbenen Reise an. In gewisser Weise markiert diese Tour im deutschsprachigen Raum den ersten Schritt vom Ghetto der Vereinsreise zu einem echten Astronomie-Tourismus für jedermann, denn man richtete sich ausdrücklich auch an Nicht-Mitglieder. Anlass für diesen Schritt mag primär die Sorge gewesen sein, sonst die Mindestteilnehmerzahl (20 Personen) zu verfehlen. Aber im Ergebnis war man auf der Höhe der Zeit, denn keine 3 Jahre später sollten ganz normale Reiseagenturen um ein astronomisch interessiertes Publikum werben. Geplant wurde die VdS-Reise 1970 übrigens von Horst-G. Mallmann, der in den folgenden zwei Dekaden fast jährlich mindestens eine astronomische Reise organisieren sollte. Bereits im Frühjahr und Herbst 1971 folgten zwei weitere Reisen zu den Sternwarten und Raumflugzentren der USA, welche DM 2495,- bzw. DM 1995,- kosteten.
Die Expedition 1970 wurde von den Teilnehmern als sehr gelungen empfunden, obwohl die SoFi wegen Bewölkung nicht gesehen wurde. Die Beobachtung fand an einem vorbereiteten Platz statt, an dem sich offenbar auch amerikanische Gruppen aufhielten. Bezeichnend für den Umbruch im Bereich Astronomie-Reisen war vielleicht auch, dass erstmals Astronomie-Ferien, auf einer Sternwarte in der Schweiz, angeboten wurden (Senn 1970)
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