SCHATTEN ÜBER EUROPA

Totale Sonnenfinsternis am 15.02.1961

DIE SONNENFINSTERNIS AM 15.02.1961 IM RÜCKBLICK

Die Zentralzone der Totalen Sonnenfinsternis vom 15.02.1961 (Diagramm von Fred Espenak) begann im Golf von Biskaya. Auf seinem Weg nach Osten zog der Kernschatten über Frankreich, Monaco, Italien, San Marino, Jugoslawien (alle heutigen Nachfolgestaaten außer Slowenien), Albanien, Rumänien und Bulgarien ins Schwarze Meer. Der Finsternispfad bewegte sich dann in nordöstlicher Richtung in die UdSSR (Ukraine und Russland). Im Südosten der Ukraine wurde die maximale Totalitätsdauer von 2m45s erreicht. Die Sonnenfinsternis endete etwas östlich von Norilsk im Norden Sibiriens.
Zu den bekannten Städten, welche die Schwarze Sonne zu sehen bekamen, zählten (von West nach Ost) Bordeaux, Monte Carlo, Genua, Bolgna, Florenz, Split, Sarajevo, Sofia, Bukarest, Sevastopol, Rostov am Don, Volgograd und Jekaterinburg.

Die gute Erreichbarkeit der SoFi vom 15.02.1961 hatte - wie bereits 1954 natürlich für wissenschaftliche Projekte Vorteile. In Italien bereitete man sich bereits Mitte der 1950er-Jahre auf das Ereignis vor [1]. Frankreichs bedeutendste Sternwarte, das CNRS, lag in der Zentralzone. Mit den dortigen Teleskopen gewann man Spektren und Fotos der Sonnenkorona, die eine bis dahin unerreichte Auflösung aufwiesen (2 Bogensekunden auf einem Foto der inneren Korona). Andere französische Forscher gingen auf Reisen, z.B. auf die jugoslawische Insel Hvar, wo extrem detaillierte Spektren von Protuberanzen aufgenommen wurden. In der UDSSR wurden von einem Militärflugzeug aus spektroskopische Untersuchungen im Infraroten durchgeführt. Derweil experimentierte der amerikanische Astrophysiker Donald H. Menzel an seinem Beobachtungsstandort in Italien mit einem ganz neuartigen fotografischen Gerät - einer Polaroid-Kamera.
Schaut man sich die Publikationsliste an, so kamen die meisten Beiträge aus Frankreich, Italien und der Sowjetunion, wobei radioastronomische Untersuchungen der Sonne selber und der Ionosphäre erneut einen Schwerpunkt bildeten. Daneben beschäftigte man sich auch mit etwas randlichen Aspekten wie den Auswirkungen der SoFi auf den Menschen bzw. auf die Flockungsrate seines Blutserums [2].
Zum 50. Jahrestag der SoFi am 15.02.2011 erstellte die Associazione Marchigiana Astrofili im Februar 2011 einen Rückblick (auf Italienisch) mit einer umfangreichen Materialsammlung.

In der Toskana wurde zu dieser Zeit der Monumentalfilm Barabbas gedreht, in welchem die Kreuzigung Christi eine zentrale Rolle spielt. Während der Dreharbeiten erfuhr der Regisseur (Richard Fleischer) von der bevorstehenden Sonnenfinsternis, deren Zentralzone das Filmset überstreichen würde. Dies brachte ihn auf die geniale Idee die Kreuzigungszene während der Totalität zu drehen. Dabei wurden 3 verschiedene Kameraperspektiven gewählt. Das Ergebnis war mehr als überzeugend, die eigentümliche Stimmung im Kernschatten, der Diamantring und das seltsame Licht kurz vor und nach der totalen Phase werden eindrucksvoll in die Dramaturgie eingebaut. Dass die ganze Sache historisch nicht korrekt ist - Jesus wurde kurz vor dem Passahfest, also in der Zeit um den Vollmond - hingerichtet, sei den Machern des Films verziehen.

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DIE SONNENFINSTERNIS IN MITTELEUROPA

Da die Zentralzone den deutschsprachigen Raum nur knapp verfehlte, war in Mitteleuropa eine sehr tiefe partielle Sonnenfinsternis zu sehen, deren Phase zwischen 80% im Norden Deutschlands und 98% im Süden der Schweiz erreichte, also noch mehr als am 30.06.1954. Dennoch ist sie im Unterschied zu ihrer Vorgängerin nicht im kollektiven Gedächtnis haften geblieben. Sie fand am Morgen des Aschermittwochs statt, wobei die maximale Verfinsterung gegen 08:45 MEZ erreicht wurde. Um diese Zeit waren die meisten Menschen in der Schule oder bei der Arbeit. Dennoch erschienen in Nürnberg über 200 Menschen zu einer öffentlichen Beobachtung - und wurden bitter enttäuscht, denn das Himmelsereignis fiel dichtem Nebel zum Opfer; immerhin wurde es deutlich dunkler und kühler. Anderswo waren die Verhältnisse besser, so in München, Freiburg oder Locarno. Umso verwunderlicher ist es, dass diese SoFi, soweit es Mitteleuropa betrifft, wenig in Erinnerung geblieben ist.
Diejenigen, die 1961 bereits ein Fernsehgerät besaßen, konnten in der ARD und im ORF einer Weltpremiere beiwohnen, denn erstmals wurde eine Totale Sonnenfinsternis live übertragen. Die Bilder kamen via Eurovision aus der Haute Provence, aus Florenz, vom jugoslawischen Berg Jastrebac und aus einem Flugzeug; am Abend wurde die Sendung wiederholt. Wie 38 Jahre später überzeugte die SoFi-Show im TV nicht jeden.

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TOURISMUS

Die Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) hatte bereits zu den Totalen Sonnenfinsternissen 1954 (Schweden - Insel Galtö, 36 Teilnehmer) und 1959 Mitgliederreisen durchgeführt. Auch zu der noch bequemer erreichbaren SoFi 1961 wurde eine Reise angeboten, diesmal nach Italien. Aus der Schweiz kam eine Gruppe der Astronomischen Gesellschaft Baden.
Nun war Italien damals ein bevor­zugtes Urlaubsziel der Deutschen und mit Reisebussen oder Zügen schnell und bequem erreichbar. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass es ähnlich wie 1954 eine beträchtlichen organisierten und privaten Tourismus in die Zentralzone gab. Direkte Belege dafür sind uns aber bislang nicht bekannt. Es existieren einzelne Berichte und Fotos von Amateurastronomen aus dem deutschsprachigen Raum, welche offenbar auf eigene Faust nach Italien oder auch nach Jugoslawien gereist waren.
Der bekannte Journalist und Schriftsteller Reinhard Raffalt nahm an einem Beobachtungsflug in 7500m Höhe über Italien teil, von dem er in einer ":Meditation" berichtet. Aus dem Text erfahren wir, dass es eine wissenschaftliche Betreuung an Bord gab. Wie bereits bei den Flügen der SAS im Jahr 1954 bleibt unklar, ob der Flug nur für eingeladene Journalisten durchgeführt wurde oder aber ob er als touristische Leistung in den freien Verkauf ging.

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LINKS ZUR SONNENFINSTERNIS AM 15.02.1961

AF multimedia: L'alba delle ombre volanti (Eclisse totale del 1961) (Video)

Associazione Marchigiana Astrofili: L'eclisse totale del 1961

Astronomische Gesellschaft Baden: Sonnenfinsternisse (runterscrollen, 1961 weiter unten)

Badische Zeitung: Rückblick 1961

British Pathé: How Italy Saw The Eclipse 1961

Dario Franco Cavallotti: Eclisse Totale di Sole del 15 Febbraio 1961

Andrea Denzler: Total Solar Eclipse 1961 in Italy on the movie set "Barabbas"

Deutsches Museum: Erinnerung an die Sonnenfinsternis von 1961

Eclipse-2008.ru: Bericht und Fotos aus Russland

Fred Espenak: Path of the Total Solar Eclipse of 1961 Feb 15

Fred Espenak: Solar Eclipse Stamps 1960-1989

Daniel Fischer: Zum Karfreitag - die "Barabbas"-Sonnenfinsternis

Xavier Jubier: Total Solar Eclipse of 1961 February 15 in Europe

Theres Klaus: Glass Widow

NET Film: The Solar Eclipse

Neue Deutsche Wochenschau 578/1961 - 24.02.1961: Das erregende Schauspiel der Sonnenfinsternis

Nürnberger Nachrichten: 16. Februar 1961 - Sie sahen nur in den dichten Nebel

Reinhard Raffalt: Sonnenfinsternis

Retroclips: 1961 febrero Seguimiento Eclipse Parcial de Sol en España Astrónomos Aficionados

Hanns Ruder: Total Solar Eclipse, February, 15th 1961(!) Alassio/Italy

Etienne Simian: Eclipse du 15 Février 1961 en France

Società Astronomica G.V.Schiaparelli: 5 Febbraio 1961 - L'Ultima Eclisse Totale di Sole visibile in Italia in questo secolo

Der Spiegel 9/1961: 16. Februar 1961 - Finster

SRF: Sonnenfinsternis in Mitteleuropa

Tax Free Gold: 1961 Total Solar Eclipse Medallion

Televizija Beograd: Prenos pomracenja Sunca za Evroviziju

UFA-Wochenschau 239/1961 - 21.02.1961: Sonnenfinsternis

Michael Zeiler: Solar eclipse maps from 1961 to 1970

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LITERATUR UND QUELLEN ZUR SONNENFINSTERNIS AM 15.02.1961

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